Im Auftrag eines regionalen
Alters- und Pflegeheims im Thurgau hat das Institut für Soziale Arbeit
der FHS 2001 die Wohnbedürfnisse älterer Menschen im ländlichen
Raum sowie ihrer Vorstellungen von Wohn- und Betreuungsqualität erhoben.
Konkret wurden mittels eines umfangreichen teilstandardisierten Fragebogens
die aktuelle Wohnsituation, die Vorstellungen vom Wohnen im Alter, der angestrebte
Zeitpunkt für eine Veränderung im Wohnen, die Bekanntheit der verschiedenen
Wohnformen für ältere Menschen sowie ihre Beurteilung erfasst. Zielgruppe
der Erhebung waren ältere Menschen ab 55 Jahre. Die zu Befragenden wurden
zufällig ausgewählt.
Die detaillierte Auswertung zeigte einige interessante Ergebnisse:
Fast alle Befragten sind mit ihrer jetzigen Wohnsituation zufrieden. Die meisten
Befragten sind sozial gut eingebunden und haben soziale Kontakte sowohl zu Familienangehörigen
wie auch zu Freunden und Bekannten. Fast alle glauben, dass ihre jetzige Wohnung
geeignet ist, weiterhin wohnen zu bleiben – sofern nichts Aussergewöhnliches
geschieht. Diese Grundhaltung scheint den Blick auf das künftige Wohnen
stark zu prägen. Die Mehrheit der Befragten versucht nämlich in der
eigenen Wohnung zu bleiben, so lange es irgendwie geht. Auch bei Unterstützungsbedarf
kann man sich diese Wohnform mit externer Unterstützung noch gut vorstellen.
Diese Dienstleistungen, welche älteren Menschen verschiedentlich angeboten
werden, sind mehrheitlich bekannt. Erst die eigene Pflegebedürftigkeit
scheint für die meisten ein zentraler Grund zu sein, um die gegenwärtige
Wohnsituation zu verändern. Auch die verschlechterte Gesundheit bzw. der
Tod des Lebenspartners wird noch häufig als Veränderungsgrund genannt.
Mit den verschiedenen Wohnmöglichkeiten im Alter haben sich vor allem die
Befragten mit einer höheren Ausbildung schon beschäftigt. Aber auch
etwa die Hälfte der anderen Bildungsgruppen hat sich damit schon auseinandergesetzt.
Dennoch müsste sich eine aktive Informationspolitik vor allem auf diese
Zielgruppen zu konzentrieren. Dies umso mehr, weil die schlechter Ausgebildeten
einen möglichen Wohnwechsel auch eher auf sich zukommen lassen.
Erstaunlich ist bezüglich der Beurteilung der verschiedenen Wohnformen,
dass sich heute die meisten Betagten das Wohnen in Mehrgenerationenhaushalten
nicht (mehr) vorstellen können. Es scheint sich damit die Einstellung verbreitet
zu haben, den Jungen nicht zur Last fallen zu wollen bzw. nicht von ihnen abhängig
zu sein. Viel lieber lässt man sich von Aussenstehenden bzw. Professionellen
betreuen. Alternative Wohnformen finden ebenfalls nur im beschränktem Ausmass
Anklang. Darunter befinden sich vor allem das Betreute Wohnen und das Wohnen
in einer Alterssiedlung. Wohn- und Hausgemeinschaften, Seniorenresidenzen und
Pflegewohngruppen scheinen dagegen aus unterschiedlichen Gründen nicht
sehr beliebt zu sein.
Alters- und Pflegeheime finden mit steigendem Unterstützungsbedarf zunehmend
Anklang. Vor allem finanzielle Aspekte scheinen diese Zustimmung etwas zu trüben,
wie die Detailanalyse gezeigt hat. Jedoch lässt sich klar herausstreichen,
dass diese Wohnform nach wie vor der klare Favorit bei Pflegebedürftigkeit
darstellt. Allerdings werden von vielen Befragten Mehrbettzimmer im Alters-
und Pflegeheim ausdrücklich abgelehnt.