Meier Kressig, Marcel; Meier, Herbert (2002):

Wohnbedürfnisse älterer Menschen.

FHS, Institut für Soziale Arbeit, Rorschach

Abstract

Im Auftrag eines regionalen Alters- und Pflegeheims im Thurgau hat das Institut für Soziale Arbeit der FHS 2001 die Wohnbedürfnisse älterer Menschen im ländlichen Raum sowie ihrer Vorstellungen von Wohn- und Betreuungsqualität erhoben. Konkret wurden mittels eines umfangreichen teilstandardisierten Fragebogens die aktuelle Wohnsituation, die Vorstellungen vom Wohnen im Alter, der angestrebte Zeitpunkt für eine Veränderung im Wohnen, die Bekanntheit der verschiedenen Wohnformen für ältere Menschen sowie ihre Beurteilung erfasst. Zielgruppe der Erhebung waren ältere Menschen ab 55 Jahre. Die zu Befragenden wurden zufällig ausgewählt.

Die detaillierte Auswertung zeigte einige interessante Ergebnisse:
Fast alle Befragten sind mit ihrer jetzigen Wohnsituation zufrieden. Die meisten Befragten sind sozial gut eingebunden und haben soziale Kontakte sowohl zu Familienangehörigen wie auch zu Freunden und Bekannten. Fast alle glauben, dass ihre jetzige Wohnung geeignet ist, weiterhin wohnen zu bleiben – sofern nichts Aussergewöhnliches geschieht. Diese Grundhaltung scheint den Blick auf das künftige Wohnen stark zu prägen. Die Mehrheit der Befragten versucht nämlich in der eigenen Wohnung zu bleiben, so lange es irgendwie geht. Auch bei Unterstützungsbedarf kann man sich diese Wohnform mit externer Unterstützung noch gut vorstellen. Diese Dienstleistungen, welche älteren Menschen verschiedentlich angeboten werden, sind mehrheitlich bekannt. Erst die eigene Pflegebedürftigkeit scheint für die meisten ein zentraler Grund zu sein, um die gegenwärtige Wohnsituation zu verändern. Auch die verschlechterte Gesundheit bzw. der Tod des Lebenspartners wird noch häufig als Veränderungsgrund genannt.

Mit den verschiedenen Wohnmöglichkeiten im Alter haben sich vor allem die Befragten mit einer höheren Ausbildung schon beschäftigt. Aber auch etwa die Hälfte der anderen Bildungsgruppen hat sich damit schon auseinandergesetzt. Dennoch müsste sich eine aktive Informationspolitik vor allem auf diese Zielgruppen zu konzentrieren. Dies umso mehr, weil die schlechter Ausgebildeten einen möglichen Wohnwechsel auch eher auf sich zukommen lassen.

Erstaunlich ist bezüglich der Beurteilung der verschiedenen Wohnformen, dass sich heute die meisten Betagten das Wohnen in Mehrgenerationenhaushalten nicht (mehr) vorstellen können. Es scheint sich damit die Einstellung verbreitet zu haben, den Jungen nicht zur Last fallen zu wollen bzw. nicht von ihnen abhängig zu sein. Viel lieber lässt man sich von Aussenstehenden bzw. Professionellen betreuen. Alternative Wohnformen finden ebenfalls nur im beschränktem Ausmass Anklang. Darunter befinden sich vor allem das Betreute Wohnen und das Wohnen in einer Alterssiedlung. Wohn- und Hausgemeinschaften, Seniorenresidenzen und Pflegewohngruppen scheinen dagegen aus unterschiedlichen Gründen nicht sehr beliebt zu sein.

Alters- und Pflegeheime finden mit steigendem Unterstützungsbedarf zunehmend Anklang. Vor allem finanzielle Aspekte scheinen diese Zustimmung etwas zu trüben, wie die Detailanalyse gezeigt hat. Jedoch lässt sich klar herausstreichen, dass diese Wohnform nach wie vor der klare Favorit bei Pflegebedürftigkeit darstellt. Allerdings werden von vielen Befragten Mehrbettzimmer im Alters- und Pflegeheim ausdrücklich abgelehnt.