Soziales ist aus Nicht-Sozialem und Sozialem zugleich zu erklären!
(nach Wolfgang Schluchter)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Newsletter Socialia

 

08.07.01 / Suchtprävention in Sportvereinen

Der Artikel von Beate Locher mit dem Titel "Zur Bedeutung suchtpräventiver Massnahmen bei 13- bis 16jährigen Jugendlichen in Sportvereinen" (Sucht, 2001, H.1, 33-48) präsentiert die Ergebnisse der deutschen Untersuchung zur Suchtprävention in Sportvereinen:

Diese Studie verglich sportvereinsgebundene und nicht vereinsgebundene Jugendliche hinsichtlich ihrer Suchtgefährdung. Dabei wurden 1296 Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren, die über Schule und Vereine erreicht wurden, sowie 66 Jugend- und Übungsleiter in Sportvereinen befragt.

Die Ergebnisse ergaben in Bezug auf Alkoholkonsum keine signifikanten Unterschiede zwischen Jugendlichen, die einem Sportverein angehörten, und Jugendlichen, die nicht Mitglied eines Vereins waren. Vereinsfeste und gesellschaftliche Zusammenkünfte fördern grundsätzlich den Konsum alkoholhaltiger Getränke. Auffallend war, dass in Sportvereinen weniger Raucher zu finden waren als ausserhalb der Sportvereine. Die Autorin erklärt diesen Umstand mit den unmittelbar negativen Auswirkungen des Nikotins auf die sportliche Leistung.

Hinsichtlich Alkohol- und Nikotinkonsum wurde in Bezug auf die Geschlechter kein Unterschied festgestellt, was sowohl für die Vereinsmitglieder als Nicht-Mitglieder gleichermassen zutraf. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen ergaben sich lediglich beim Bierkonsum, wobei männliche Jugendliche überwiegten. Ebenso zeigte sich in beiden Gruppen, dass Haupt- und Realschüler einen gefährdeteren Konsum von Alkohol und Nikotin aufwiesen als Gymnasiasten.

Was den Alkohol- und Nikotinkonsum hinsichtlich einzelner Sportarten betraf, konsumierten Jugendliche, die Mannschaftssportarten wie Fussball, Handball oder Basketball ausübten, aber auch Schwimmer im Vergleich zu den Individualsportarten Leichtathletik, Turnen, Tanzen oder Judo bzw. Karate signifikant mehr Bier. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich beim Nikotinkonsum.

Weiters wurde beobachtet, dass Sportsvereinsmitglieder eher zu einer aktiven Form der Problemlösung tendierten, während sich Nicht-Vereinsmitglieder bei Problemen eher passiv verhielten. Die Autorin spricht deshalb Sportvereinen eine moderierende Funktion hinsichtlich der Problembewältigung Jugendlicher zu und fordert somit eine vermehrte Nutzung und den Ausbau dieses Potentials der Vereine.

Obwohl sich Jugend- und Übungsleiter sehr wohl als Ansprechspartner für Probleme der Jugendlichen betrachteten, konnten bei ihnen massive Schwierigkeiten, Entwicklungsprobleme und Belastungen der Jugendlichen zu erkennen und darauf adäquat zu reagieren, festgestellt werden. Ihr eigener Konsum von Alkohol und Nikotin muss zudem als bedenklich eingestuft werden. Immerhin 83% der untersuchten Jugend- und Übungsleiter gaben Situationen an, in denen sie mehr als gewöhnlich rauchten und Alkohol konsumierten. Durch Schulungen sollte deshalb den Trainern oder Leitern ihre Vorbildfunktion stärker ins Bewusstsein gerufen werden.

Suchtprävention bei Jugendlichen im Freizeit- und Breitensportbereich sollte - so das Fazit der Autorin - somit in zweierlei Hinsicht geschehen:

  • Stärkung gesundheitlicher Ressourcen als globaler Schutzfaktor vor Suchtgefährung (Primärprävention)
  • Früherkennung von Suchtgefährdungen mit dem Ziel einer rechtzeitigen Beratungs- und Therapievermittlung (Sekundärprävention)

 

Wer hat etwas Interessantes gelesen?
Wer kann Neues aus der Fachliteratur beisteuern?
Inputs sind sehr erwünscht!!