Soziales ist aus Nicht-Sozialem und Sozialem zugleich zu erklären!
(nach Wolfgang Schluchter)

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Socialia News

selegieren aus der Fülle an fachlichen Texten
unter Gesichtspunkten von Soziologie und Sozialer Arbeit
Verbreitenswertes zu sozialen Fragen

Archiv



22.06.06 / Sozialpädagogik sollte über Erziehung nachdenken
Der Jenaer Erziehungswissenschaftler Michael Winkler kritisiert in der Zeitschrift für Sozialpädagogik (H.2, 2006) unter dem pointierten Titel "Bildung mag zwar die Antwort sein - das Problem aber ist Erziehung" die aktuelle Debatte über Bildung. Dieser Begriff werde im Gefolge von PISA trivialisiert, instrumentalisiert und umgedeutet: "wir haben mit Billigversionen zu tun, mit schlechten Imitaten und nicht einmal mit Generika" (S. 184). Darüberhinaus - und dies ist für die Sozialpädagogik relevant - müsste die Auseinandersetzung um Bildung sich seiner systematischen Vorbedingungen vergewissern und diese verweisen auf den Erziehungssachverhalt. So gehe es beispielsweise auch darum, die schützenden und rahmenden Bedingungen zu schaffen, in denen die Aufwachsenden ihre Entwicklungsarbeit bewältigen können (vgl. S. 193). Und die Diskussion um die Bildung setze die Ergebnisse dieser Entwicklungsarbeit stillschweigend schon voraus, was Winkler in folgendem Bild sehr schön zum Ausdruck bringt: Wenn Luhmann sagt, dass Erziehung damit beginne, zu lernen, nicht in die eigene Hütte zu pinkeln, so erwartet die aktuelle Debatte eben schon von allen, die Toilette zu benutzen (vgl. S. 196).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


05.06.06 / Liberalisierung der Drogenpolitik führte zu einem Rückgang von Einsteigern
Die Liberalisierung der Schweizer Drogenpolitik seit 1991 - das sog. "Vier-Säulen-Prinzip" - hatte keinen Anstieg von Heroinabhängigen zur Folge. Vielmehr zeigt eine neue Studie von Carlos Nordt und Rudolph Stohler von Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, dass die Anzahl der neuen Abhängigen in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Gemäss den Autoren hat die Medizinalisierung des sozialen Problems nicht zu einer Verharmlosung, sondern zu einem Attraktivitätsverlust von Heroin bei Jugendlichen geführt. Die in der englischsprachigen Zeitschrift "Lancet" erschienene Studie spricht sogar vom Image von Heroin als einer "Verlierer-Droge". Allerdings zeigen die Autoren auch auf, dass nur wenige den Ausstieg schaffen. "Das Ziel der Abstinenz scheint weder mit einer liberalen noch mit einer repressiven Drogenpolitik erreichbar", meint Nordt.


24.05.06 / Ein soziologischer Blick auf die Kooperation zwischen den Generationen
Der Zürcher Soziologe Mark Szydlik thematisiert in einem neuen Arbeitspapier die Beziehungen zwischen den Generationen. Nach einer begrifflichen Klärung der Begriffe "Generationensolidarität" und "Generationenkooperation" formuliert er die These, dass Kooperation und Konflikt nicht prinzipielle Gegensätze seien und man eher konsensuelle von konfliktiver Kooperationen unterscheiden müsste. Welche Generationenbeziehungen besonders von starken Konflikten geprägt sind, illustriert der Autor schliesslich an einigen empirischen Befunden für Deutschland. Er kommt angesichts dieser Ergebnisse zum Schluss: "Krisenszenarien werden den tatsächlichen Generationenbeziehungen in der Familie nicht gerecht" (S. 15), was aber wiederum nicht zur Verkündung einer Gemeinschaftsromantik verführen sollte.


15.05.06 / Schweizerische Sozialhilfestatistik: Erste Ergebnisse
Nach einer längeren Aufbauphase liegen nun für 2004 zum ersten Mal Daten zur Sozialhilfestatistik aus allen Kantonen der Schweiz vor. Damit sind nun erstmals gesamtschweizerische Informationen über die Anzahl und das Profil der SozialhilfebezügerInnen sowie über die Art und Höhe der Leistungen verfügbar. Mit der Statistik wird zudem die Grundlage geschaffen, um die Leistungsfähigkeit des Systems der sozialen Sicherung zu beurteilen und vorhandene Schwachstellen zu beheben.
Gemäss den ersten Ergebnisse sind 2004 rund 220'000 Personen (3% der Bevölkerung) unterstützt worden. Besorgniserregend ist das vergleichsweise hohe Sozialhilferisiko von jungen Erwachsenen, die mehrheitlich über keinen Berufsabschluss verfügen.

Weitere Informationen zur Statistik, zum System der Sozialhilfe in den Kantonen sowie zu den ersten Ergebnissen finden sich in der Publikation des BfS.


13.05.06 / Fallverstehen und Diagnostik in der Sozialpädagogik
Die Neuerscheinung von Sabine Ader unter dem vielversprechenden Titel "Was leitet den Blick?" (Juventa Verlag, 2006) arbeitet zunächst die fachliche Debatte um die Verständnisse von Fallrekonstruktion, Fallverstehen und Diagnostik auf, wobei sie am Ende des Buches für den Integrationsvorschlag von Heiner/Schrapper mit der Wortkombination "diagnostisches Fallverstehen" votiert. Zuvor liegt der Schwerpunkt der spannenden Ausführungen jedoch auf ihren Forschungsergebnissen zu den Wahrnehmungs-, Interpretations- und Handlungsroutinen der Professionellen, wobei auch die jeweilige Eingebundenheit in die spezifische Organisation mitbedacht wird. Auf der Basis der herausgearbeiteten typischen Handlungsmuster werden dann typische Risikofaktoren für die Verschärfung von Falldynamiken aufgezeigt. Zudem hat sich als weiteres Ergebnis wieder einmal herausgestellt: "Organisationen wirken! Sie sind weit mehr als nur der feste Rahmen für professionelles Handeln" (S. 250ff.).


19.04.06 / Wirkungen von workfare
Gegenwärtig wird in der sozialpolitischen Debatte unter dem Namen workfare die Strategie diskutiert, den Bezug von Transferleistungen an Gegenleistungen zu knüpfen. Das Diskussionspapier Nr. 17 (2005) des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung "Workfare: Möglichkeiten und Grenzen" thematisiert nun die verschiedenen internationalen Erscheinungsformen von workfare und beleuchtet dessen Wirkungen hinsichtlich des Arbeitsangebots, der Lebenszufriedenheit und des Arbeitsmarktausgleichs. Die AutorInnen formulieren als ein Fazit, dass der arbeitsmarktpolitische Nutzen nicht überschätzt werden sollte, dass jedoch Elemente von workfare im Rahmen einer breiten Palette von arbeitsmarktpolitischen Massnahmen einen Platz haben.


03.04.06 / Eine interdisziplinäre Sicht auf die Förderung sozialer Netzwerke
Ulrich Otto und Petra Bauer haben zwei Bände zum Thema "Mit Netzwerken zusammenarbeiten" (dgvt-Verlag, 2005) herausgegeben, die den aktuellen Stand der interdisziplinären Netzwerkdiskussion wiedergeben. Im Unterschied zu den zahlreichen Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse liegt hier der Schwerpunkt allerdings auf den Netzwerkinterventionen, die sich gemäss Bauer/Otto "als fester Bestandteil fast aller wichtiger Debatten zu Interventionen im psychosozialen Bereich" (S. 11) etabliert haben.
Gemäss der Rezension von Christian Reutlinger liegt hiermit eine gute Zwischenbilanz von AutorInnen vor, welche die Diskussion der vergangenen Jahre auch mitgeprägt haben.


28.2.06 / Aktuelle Beiträge zu Familien und Lebensformen
Eine Schwerpunktnummer der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie (2/2005) widmet sich gänzlich der aktuellen Forschung zu Familien und Lebensformen. Darunter finden sich etwa Beiträge zum französischen Familialismus, zur geschlechtsspezifischen Rollenteilung, zur Qualität von Partnerschaften, zur Organisation der Kinderbetreuung nach der Trennung.
Der interessante Artikel von Felix Bühlmann u.a. beleuchtet den Einfluss des Wohnkontextes auf die familialen Rollen und kommt zu folgenden Schlüssen: Die Schweiz ist weit von einer räumlichen Vereinheitlichung der ehelichen Lebensstile entfernt. Des weitern ist die Arbeitsteilung im Haushalt stark von der Teilnahme am Arbeitsmarkt der Partner abhängig, die wiederum stark vom räumlichen Kontext (z.B. von der lokale Erwerbsstruktur oder den Tagesstrukturen für Kinder) beeinflusst wird.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


06.02.06 / Parallelgesellschaften?
Mit dem Begriff "Parallelgesellschaften" wird die Vorstellung von ethnisch homogenen Bevölkerungsgruppen verbunden, die sich räumlich, sozial und kulturell von der Mehrheitsgesellschaft abschotten. Dieses Bild lässt sich zwar medienwirksam vermitteln, bleibt aber oftmals diffus und undifferenziert. Mehr Klarheit in die Debatte bringt nun die aktuelle Ausgabe von Aus Politik und Zeitgeschichte (1-2/2006), worin etwa der Frage "Abschottung von Muslimen durch generalisierte Islamkritik?" nachgegangen wird oder Forschungsergebnisse zu den sozialen Netzwerken von türkischen MigrantInnen vorgestellt werden. Letztere widerlegen schliesslich die These einer Abschottung: "Trotz einer relativ starken ethnischen Homogenität der Netzwerke sind die hier beschriebenen türkischen Lebenswelten nicht völlig von deutschen Lebenswelten abgetrennt. Die beschränkte Leistungsfähigkeit, das geringe soziale und kulturelle Kapital und die kleine Grösse der Netze verhindern zudem eine institutionelle Unabhängigkeit" (Janssen/Polat, S. 16).


02.02.06 / Schweiz. Gesellschaft für Soziale Arbeit gegründet
Am 27. Januar wurde in Bern auf Initiative von Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Fachhochschulen und Universitäten sowie des VeSAD (Verein zur Förderung der Sozialen Arbeit als akademische Disziplin) die Schweizerische Gesellschaft für Soziale Arbeit (SGSA) gegründet. Die Gesellschaft bezweckt gemäss den verabschiedeten Statuten die Förderung der Wissenschaft der Sozialen Arbeit. An der zahlreich besuchten Gründungsversammlung wurden für das Co-Präsidium Peter Sommerfeld (FH Nordwestschweiz) und Annegret Wigger (FH St.Gallen) gewählt.


30.01.06 / Das Europäische Sozialmodell in der Diskussion
Der Begriff des Europäischen Sozialmodells kann einfach als Summe der nationalen Sozialmodelle oder aber als Ergebnis eines Prozesses der Integration der unterschiedlichen Sozialstaatskulturen der europäischen Länder begriffen werden. Gemäss dem zweiten Verständnis benötigt die Sozialpolitik eine europäische Dimension, insofern sich die Soziale Frage heute zunehmend zu einer Europäischen Sozialen Frage wandelt. Dies ist der Hintergrund der sog. Lissabon-Strategie der EU, deren Bilanz bislang allerdings sehr bescheiden ist, insofern die wachstums- und beschäftigungspolitischen Akzente die sozialpolitischen Ziele deutlich überlagern.
Der Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Gestaltung eines "Europäischen Sozialmodells im 21. Jahrhundert" zu leisten. In diesem Zusammenhang ist nun ein Diskussionspapier erschienen, das u.a. Aufsätze zu den Perspektiven europäischer Sozialpolitik, zum lebenslangen Lernen oder zur Entwicklung des Dienstleistungssektors in Deutschland enthält.


23.01.06 / Fallverstehen und Diagnostik
In jüngster Zeit häufigen sich die Publikationen zum Thema Fallverstehen und Diagnostik mit Bezug zur Sozialen Arbeit. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass - nach Widersprüche und Sozialmagazin - sich nun auch die Neue Praxis (5/05) mit einem Schwerpunktheft diesem Thema widmet. Einem Thema, so formuliert Maja Heiner in der Einleitung, das auf eine offene Flanke der Profession bzw. der Disziplin verweist. Denn "bislang gibt es in der Sozialen Arbeit weder eine theoretisch fundierte, konsensfähige Begrifflichkeit, noch eine in der Praxis erprobte Methodik, geschweige denn empirisch validierte Verfahren, um die Problemlagen der Klientel deskriptiv zu fassen und kriterienbezogen einzuordnen" (S. 523).
Die abgedruckten Beiträge zur aktuellen Debatte (z.B. von Uhlendorff, Staub-Bernasconi, Heiner, Kindler) gehen überwiegend auf eine gleichlautende Tagung im November 2004 in Tübingen zurück.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


14.01.06 / Überlegungen zum Konzept der Teilhabegesellschaft
Ackermann/Alstott haben mit ihrem 1999 in den USA erschienen Buch zur "Stakeholder Society" eine intensive Diskussion ausgelöst. Denn ihr Vorschlag, stellt den Sozialstaat vollkommen auf den Kopf, insofern öffentliche Zahlungen nicht erst bei Notlagen ausgelöst werden, sondern zu Beginn des Erwachsenenlebens geleistete Transfers sollen solche Notlagen möglichst nicht entstehen lassen. Die Autoren gehen konkret von einem solchen Startkapital von 80'000 $ aus, wobei Bedingungen und Auszahlungsmodus bestimmt sind.
Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die Politikwissenschaftler Gerd Grözinger, Michael Maschke und Claus Offe damit beauftragt, die Idee der Stakeholder-Gesellschaft auf Deutschland zu adaptieren.
Die Autoren legen nun eine Zusammenfassung ihrer Überlegungen vor, der vollständige Text wird im Frühjahr in Buchform erscheinen.


12.12.05 / Zur Bedeutung von Raum und Quartier in modernen Gesellschaften
In der sozialraumorientierten Sozialen Arbeit wie auch in anderen mit der Stadt befassten Disziplinen wird quasi selbstverständlich von der Bedeutung des Quartiers für die Menschen ausgegangen. Die Basler Soziologin Katharina Manderscheid hat empirisch untersucht, ob diese These angesichts der modernen Kommunikations- und Transportmittel immer noch gestützt werden. Auf der Online Plattform für junge SoziologInnen (soz:mag Nr.8, Nov. 05) stellt sie in einem kurzen Artikel einige Ergebnisse vor. "Es kann (...) eben unter anderem nicht davon ausgegangen werden, dass sich die BewohnerInnen eines Stadtteils in diesem auch zeitlich besonders lange aufhalten, in ihm ihren Alltag verbringen. Gerade für mobile Bevölkerungsgruppen spielt das die Wohnung umgebende Quartier häufig eine sehr marginale Rolle" (S. 23f.). Allerdings gibt es auch Bevölkerungsgruppen, die weniger mobil und auf ihre Wohnumgebung stärker angewiesen (z.B. die für die Kinderbetreuung zuständigen Frauen, teilweise ältere Menschen).
Zum Artikel


20.11.05 / Soziales Kapital in Vorarlberg
Hermann Denz und Martina Battisti von der FH Vorarlberg haben im Auftrag des Amts der Vorarlberger Landesregierung die soziale Netzwerke im Bundesland Vorarlberg untersucht. Ausgehend vom theoretischen Konzept des Sozialkapitals von Putnam haben sie die räumlichen, sozialstrukturellen und individuellen Bedingungen der Existenz und der Aktualisierbarkeit von sozialen Netzen erhoben. Als Ergebnis ihrer Befragung zeigt sich, dass im Vorarlberg die sozialen Netze immer noch dicht geknüpft sind und auch in Krisenzeiten stabil sind. "Was überrascht, ist der niedrige Stellenwert professioneller Hilfsangebote". Darüberhinaus haben die Forschenden einen hohen Zusammenhang zwischen der Höhe des Sozialkapitals und der regionalen Identifikation und Integration festgestellt.
Die Studie kann hier als pdf-file heruntergeladen werden (3.3 Mb).


14.11.05 / Laudatio auf einen Sozialstaatsforscher
In der aktuellen Nummer der Zeitschrift für Sozialreform (3/05) findet sich die Laudatio von Lutz Leisering auf Franz-Xaver Kaufmann anlässlich der Verleihung des Ludwig-Preller-Preises für Sozialpolitik. Darin wird die Bedeutung des Schweizer Soziologen und Bevölkerungswissenschaftlers, der von 1968 bis 1997 in Bielefeld gelehrt hat, insbesondere im Hinblick auf seine Aktivitäten als gesellschaftliche Person, als einflussreichstem deutschen Sozialpolitikforscher sowie als Zeitdiagnostiker herausgestrichen. "Kaufmann hat das systemübergreifende Potential der Soziologie genutzt und gezeigt, dass diese Wissenschaft des Multireferenziellen, des Weichen und Unordentlichen, wenn gut betrieben, triftigere Analysen der modernen Institution 'Wohlfahrtsstaat' liefern kann als die angesehenere und mächtigere Funktionswissenschaft Ökonomie" (S. 265).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


04.11.05 / Bourdieu und Luhmann
Gregor Husi, Soziologe und Professor an der Hochschule für Soziale Arbeit Luzern, bespricht in der letzten Ausgabe der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie (1/05) das von A. Nassehi und G. Nollmann herausgegebene Buch zu "Bourdieu und Luhmann". Nach einer klaren Darstellung der einzelnen Artikel kommt er zum Schluss: "Insgesamt diskutiert der Band (...) anhand vieler wichtiger Vergleichsgesichtspunkte die beiden Positionen auf eine sachliche, wenig polemische Weise, wobei der eine, Luhmann, doch oft spürbar mehr in der Gunst der Kommentare steht. Kaum erwähnt werden im Sammelband leider konzeptuell wichtige Unterscheidungen wie beispielsweise jene von Leistungs- und Publikumsrolle oder von Orthodoxie und Häresie. Und die Frage, wie zugeschriebene Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Ethnizität mit stratifikatorischer und funktionaler Differenzierung verwoben sind, wird nur unzureichend thematisiert" (S. 184).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


23.9.09 / Determinismus-Verdacht an die Adresse Bourdieus ungerechtfertigt
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation (ZSE 3/2005) überprüft Markus Rieder-Ladich, inwiefern der Verdacht, dass die Arbeiten Bourdieus einen deterministischen Ansatz vertreten, seine Berechtigung hat. Unter Einbezug neuerer Arbeiten entkräftet der Autor schliesslich diesen Vorwurf und betont das dynamische, kreative Potential des Habitus, der "fortwährenden Veränderungen unterliegt, weil er permanent auf die Eigengesetzlichkeiten unterschiedlicher sozialer Felder zur reagieren gezwungen ist".
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


09.09.05 / Soziale Gerechtigkeit in der Wohlfahrtsgesellschaft
Die Zeitschrift Soziale Sicherheit (04/2005) publiziert einen ersten Teil der Beiträge zur Tagung "Soziale Schweiz - Soziales Europa", die vom 30. Mai bis 3. Juni in Luzern durchgeführt wurde.
Der politische Philosoph Stefan Gosepath widmet sich der Begriffsklärung und führt in verschiedene Theorien der sozialen Gerechtigkeit ein. Jean-Marc Ferry plädiert für ein bedingungsloses Recht auf Einkommen, was letztlich einen Markt für relativ autonome Tätigkeiten schaffen würde und auf diese Weise den vierten Sektor für nicht mechanisierbare Tätigkeiten entstehen liesse. Der Wirtschaftsethiker Peter Ulrich setzt auf die Bürgergesellschaft und fordert die Zivilisierung der Marktwirtschaft. Gerhard beleuchtet die Folgewirkungen des demographischen Wandels mit Blick auf die Generationengerechtigkeit.
Die Artikel im pdf-Format.


05.09.05 / Zum 65. Geburtstag von Hans-Uwe Otto
Anlässlich des 65. Geburtstags des bekannten Professors für Sozialpädagogik Hans-Uwe Otto hat "seine" Bielefelder AG zum Symposium mit dem Thema "Das Soziale und die Soziale Arbeit. Krisensemantiken, Zeitgeist und Begriffspolitiken" geladen. Einige Beiträge seiner Freunde und einer Freundin - sozusagen ein "Gruppenbild mit Dame" - sind nun in der aktuellen Ausgabe der Neuen Praxis (3/2005) abgedruckt: Der Text von Thomas Olk beleuchtet die Soziale Arbeit als Ermöglicherin von zivilgesellschaftlichem Engagement. Das Statement von Thomas Rauschenbach zielt auf Bildung als zentrales Kernelement der Sozialen Arbeit. Bernd Dewe's Beitrag schliesslich verabschiedet sich von der Diskussion der Professionalisierung der späten 90er Jahre und richtet sein Augenmerk auf Professionalität im Sinne von "gekonnter Beruflichkeit".
Die Zeitschrift mit diesen und weiteren Beiträgen befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


24.08.05 / Soziale Arbeit als Generationenprojekt
Die Zeitschrift sozialextra (Juni 05) widmet sich verschiedenen Generationenprojekten, die meist im Rahmen der deutschen Bundesinitiative "Dialog der Generationen" entstanden sind. Darüberhinaus erbringt ein Beitrag von Karin Bock eine inhaltliche und begriffliche Klärung, indem er aufzeigt, "wie der Begriff 'Generation' in die Soziale Arbeit kam" und - in Anlehnung an Rauschenbach - eine analytische Differenzierung sowohl von Generationsbeziehungen (Mikroebene) als auch von Generationenverhältnissen (Makroebene) vornimmt. Doch auch diese Artikel verdeutlichen: Trotz der Fülle von Generationenprojekten "fehlen Reflexionen über die Stellung der Sozialen Arbeit 'zwischen den Generationen', also auch über den gesellschaftlichen Entstehungskontext dieser Projekte und über die Abgrenzung von ehrenamtlichen und professionellen Tätigkeiten, und nicht zuletzt eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff 'Generation' fast vollständig" (Editiorial).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


10.07.05 / Kaum Missbrauch von Sozialhilfe festgestellt
Der in der Schweizer Gemeinde Emmen eingesetzte Sozialinspektor (ein ehemaliger Polizist), der mögliche Missbrauchsfälle von Sozialhilfe überprüfen soll, hat nach den ersten fünf Monaten Bilanz gezogen: "In sieben Fällen - einem Prozent sämtlicher Fälle - deckte er falsche Angaben auf. Zweimal ging es um Schwarzarbeit, fünfmal um falsche Angaben zu den Wohnverhältnissen. Nicht Missbrauch grossen Stils hat Odermatt entdeckt, sondern kleinere Fälle" (NZZ, 30.6.05).
Die Absurdität dieses Übergangs von der Bekämpfung der Armut zur Bekämpfung der Armen wird noch offensichtlicher, wenn man diesen Zahlen die nach wie vor hohe Quote der Nichtinanspruchnahme von Sozialhilfe in Deutschland (und der Schweiz) gegenüberstellt. Eine neue Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle hat eine Quote von 43% errechnet.


27.06.05 / Sozialraumorientierung in aller Munde
Die Zeitschriften "Unsere Jugend" (5/2005) und "Sozialmagazin" (6/2005) haben für die aktuellen Ausgaben das Schwerpunktthema der Sozialraumorientierung gewählt. Wird gegenüber dem boomenden Konzept zwar verschiedentlich auch Kritik laut - indem etwa eine inflationäre, unscharfe und theorielose Verwendung des Raumbegriffs bemängelt wird oder der lokalisierten Bearbeitung von Problemen gerade Ausschliessungseffekte unterstellt werden - so betonen die verschiedenen Artikel eher die positiven Aspekte. Interessant ist etwa Peter Marquarts Verbindung des Themas mit dem Konzept der Dienstleistungsorientierung und mit demokratietheoretischen Überlegungen. Lesenswert ist auch der Artikel von Wolfgang Budde und Frank Früchtel zu "Fall und Feld", der zwar von Sozialraumorientierung als thematischem Aufhänger ausgeht, eigentlich aber eine guten Einblick in die Netzwerktheorie und -arbeit gibt.
Die Zeitschriften befinden sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


06.06.05 / Studie zu Sans Papiers in der Schweiz
Die gfs hat im Februar eine im Auftrag des Bundesamtes für Migration erstellte Studie unter dem Titel "Sans Papiers in der Schweiz: Arbeitsmarkt, nicht Asylpolitik ist entscheidend" veröffentlicht. Ihrzufolge leben die geschätzten 90'000 Personen nicht nur in städtischen Ballungsräumen, sondern auch auf dem Land, vor allem in Regionen mit ausgeprägter Landwirtschaft. In Städten sind Frauen unter den sans papiers stärker vertreten, in ländlichen Gebieten hingegen sind Männer zahlreicher. Die Studie weist darauf hin, dass sans papiers eine Folgeerscheinung der regulären Migration sind und nicht mit der Asylpolitik in Zusammenhang stehen.


30.05.05 / Bilanzierung der Lebensstilforschung
Das Lebensstilkonzept wird seit längerem als Alternative zu den klassischen Konzepten der Klassen- und Schichtungsforschung diskutiert. In jüngster Zeit häufen sich die Versuche einer Bilanzierung, nun werden sogar diese bilanziert: Gunnar Otte stellt in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (Heft 1, 2005) die Frage "Hat die Lebensstilforschung eine Zukunft?" und beantwortet sie positiv für den Fall, dass sie nur ergänzend zu den traditionellen Sozialstrukturkonzepten eingesetzt wird. Allerdings müssten vier Hauptprobleme überwunden werden: die Vielfalt ermittelter Lebensstiltypologien (mangelnde Vergleichbarkeit), der fragliche Realitätsgehalt einzelner Lebensstiltypen, die fehlende Einbettung in theoretische Modelle (Theoriearmut) und der grosse Erhebungsaufwand. Diese Probleme verlangen nach einer theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung, zu welcher der Autor an anderer Stelle einen Vorschlag unterbreitet hat.
vgl. Gunnar Otte (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen. VS Verlag


16.05.05 / Männliche Herrschaft als Paradigma aller Herrschaft
Endlich ist Pierre Bourdieu's Buch über "Die männliche Herrschaft" (Suhrkamp) auf deutsch erschienen. Der französische Soziologe stellt sich darin u.a. die Frage, warum sich trotz gewandelter sozialer Verhältnisse die männliche Herrschaft weiterhin behaupten kann. Hierbei greift er auf sein umfangreiches theoretisches und empirisches Werk zurück - ohne leider die Texte feministischer Theoretikerinnen breiter zu diskutieren. Mit seinen bekannten Konzepten der symbolischen Herrschaft und des Habitus kann er dann aufzeigen, wie das Geschlecht und auch die Geschlechterungleichheit naturalisiert, inkorporiert und damit gewissermassen zeitlos werden. Die dahinterstehende symbolische Gewalt bewirkt, dass zwischen Herrschenden und Beherrschten ein gewisses Einverständnis und eine Zustimmung besteht: "Die Frauen selbst wenden auf jeden Sachverhalt und insbesondere auf die Machtverhältnisse, in denen sie gefangen sind, Denkschemata an, die das Produkt der Inkorporierung dieser Machtverhältnisse sind ..." (S. 63).
Zu Rezensionen in der ZEIT und Frankfurter Rundschau.


05.05.05 / "Generationenbeziehungen in Familie und Gesellschaft"
In sozialpolitischen Diskussionen wie in der sozialwissenschaftlichen Literatur erhält das Thema der Generationen wieder vermehrte Aufmerksamkeit. Nun haben die Konstanzer Soziologen Kurt Lüscher und Ludwig Liegle ihre lange Forschungserfahrung zu diesem Thema in einer Monographie mit dem oben genannten Titel aufgearbeitet. Gemäss der Rezension von Reinhold Sackmann in der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie (2/2004) ist ihnen damit ein "grundlegendes Referenzwerk gelungen. Die interdiszplinäre Ausrichtung macht es für Soziologen, Pädagogen, Psychologen und Sozialpädagogen zu einem anregenden Werk. Die Fülle der dargestellten und kommentierten Literatur bietet eine anregende Lektüre für Forschende und Lehrende. Studierende, die zum Denken angeregt werden wollen, erhalten hier reichlich, gut aufbereitete Nahrung" (S. 280).


15.04.05 / Ein Versuch zur Erklärung der tieferen Lebenserwartung von Männern
Jens Alber beantwortet in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Leviathan (1/2005) die Frage "Wer ist das schwache Geschlecht?" mit einer Präsentation der erhöhten Mortalität von Männern, welche er nach Familienstand aufschlüsselt. Die Geschlechterkluft ist bei den Verheirateten am geringsten. Die Sterbeanfälligkeit steigt dann von den Ledigen zu den Geschiedenen und zu den Verwitweten. Albers empiriegestützte Diskussion plausibler Erklärungsversuche betont schliesslich die Bedeutung der emotionalen Isolation: "Die niedrige Sterblichkeit Verheirateter lässt sich demnach als Folge ihrer stärkeren Einbindung in soziale und emotionale Netzwerke innerhalb und ausserhalb der Familie interpretieren" (S.21). Die Erklärung für die geschlechtsspezifischen Reaktionen auf den Partnerverlust ist in der stärkeren sexuellen und emotionalen Abhängigkeit der Männer von Frauen sowie im geringeren Zugang zu ausserfamiliären Unterstützungsnetzwerken zu suchen (vgl. S. 27).


09.04.04 / Resilienz - ein boomendes Konzept
Der Sachverhalt, dass Menschen in widrigen Lebensumständen entgegen aller Erwartungen nicht erkranken bzw. sich bestens entwickeln, wird seit einiger Zeit unter dem Konzept der Resilienz (oder der Schutzfaktoren) diskutiert. Jüngst hat sich etwa eine international besetzte Tagung des Meilener Institut dem "Gedeihen trotz widriger Umstände"gewidmet, im April wird in der Vorlesungsreihe des Zentrums für Gerontologie die Resilienz alter Menschen diskutiert. Nun finden sich auch in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Pädagogik (H.2./2005) zwei Artikel zu diesem Konzept: Corina Wustmann thematisiert "die Blickrichtung der neueren Resilienzforschung" und versucht die verschiedenen Risiko- und Schutzfaktoren in einem Rahmenkonzept theoretisch zu verorten. Der Sozialpädagoge Thomas Gabriel zielt auf eine Entmythologisierung des Konzepts, indem er sich gegen ein Verständnis von Resilienz als personale Eigenheit oder als bio-genetische Disposition verwehrt und die Wichtigkeit der sozialen Bezüge herausstreicht.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


01.04.05 / Zusammenhang zwischen Wertwandel und jugendlichen Anpassungsreaktionen
Ein Beitrag von Manfred Hofer u.a in der Zeitschrift für Pädagogik (1/2005) thematisiert den "Einfluss des gesellschaftlichen Wertwandels auf die Entwicklung im Jugendalter". Das Autorenteam kritisiert zunächst die bisherigen Ansätze zur Erklärung dieses Zusammenhangs. So fehle es etwa den Erklärungen, welche sich am Konzept der Individualisierung bzw. der Anomie orientieren, an empirischer Evidenz. Sie schlagen daher einen eigenen Ansatz vor, der Makro-, institutionelle und Mikroebene miteinander verbindet: Für die Makro-Ebene stellen die Autoren einen Wertewandel fest, der die Eindeutigkeit kultureller Werte aufhebt. Dies führt zu Veränderungen der Institutionen, welche das Leben der Jugendlichen prägen (z.B. Wohlbefindens- neben Leistungswerten in Schule, Familie usw.). Die Jugendlichen erbringen nun aktiv Anpassungsleistungen, um in der veränderten Umwelt ihre Entwicklung bestmöglich zu gestalten. Insofern als Resultat eine gelungene oder misslungene Bewältigung der neuen Anforderungen stehen kann, ist das Modell weder kultur- noch jugendpessimistisch gefärbt.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


1.04.05 / In eigener Sache: vier Jahre Socialia
Vor genau vier Jahren ist socialia zum ersten Mal im Internet erschienen. Die Zugriffszahlen haben sich seitdem Jahr für Jahr übertroffen, obwohl diese Zunahme nicht primäres Ziel dieses Angebots darstellt. Wichtiger erscheint es mir, den inhaltlichen Schwerpunkt von socialia - die Schnittstelle von Soziologie und der Wissenschaft Sozialer Arbeit - weiter zu verfolgen. Aufgrund dieser inhaltlichen Begrenzung, aber auch wegen der beschränkten zeitlichen Ressourcen eines one-man-Unternehmens konnte das Ziel einer mindestens wöchentlichen Aktualisierung der News nicht immer erreicht werden. Immerhin muss so im Rückblick nicht festgestellt werden: "Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen" (Mark Twain)

20.03.05 / Schwierige Freiheit
Angesichts ihres 225-jährigen Bestehens lanciert die NZZ eine lose Artikelfolge zum Thema Liberalismus. In der aktuellen Ausgabe beleuchtet Uwe Justus Wenzel die "wahre Liberalität" als eine Tugend und es ist den Ausführungen zu entnehmen, dass zwischen der Freiheit des Marktes und derjenigen der Individuen zu unterscheiden ist. Der soziologische Altmeister des Liberalismus Ralf Dahrendorf betont in der gleichen Ausgabe, dass Apathie Freiheit zerstören kann und daher eine tätige Freiheit nötig ist. Zudem betont er, dass Freiheit nicht der einzige Wert sein kann: "Es gibt mit anderen Worten eine Mehrzahl von respektablen Werten, die einander an kritischen Punkten widersprechen können".
mehr zur schwierigen Dreiheit von Freiheit, Gleichheit und Sicherheit.


19.03.05 / Klassenzugehörigkeit und schulische Bildung
Die aktuelle schweizerische Wochenzeitung (WOZ, 17.März) greift das Thema der Chancenungleichheit zwischen Kinder unterschiedlicher Schichten im Hinblick auf die schulische Bildung auf. Mit Bezug auf einen Sammelband von Becker und Lauterbach ("Bildung als Privileg?") weist sie darauf hin, dass eine frühe Selektion in der Schule die Chancenungleichheit verschärft. "Sind die Kinder erst einmal auf die verschiedenen Schultypen aufgeteilt, werden sie unterschiedlich unterrichtet". Auch wird im herangezogenen Band bestritten, dass es nur darum gehe, ein Manko an Bildungsinput bei Unterschichtskindern auszugleichen. Denn es zeige sich, "dass die Schule bei den 'Handlungsbefähigungen und Kompetenzen' von Mittelschichtskindern anschliesst, während Kinder aus unterprivilegierten Milieus die Erfahrung machen müssen, dass das, was sie gelernt haben, nicht viel wert ist".
mehr zu diesem Thema

06.03.05 / Gesundheitsarbeit im Sozialwesen?
An verschiedenen Fachhochschulen der Schweiz werden künftig die Studienbereiche Soziale Arbeit und Gesundheit parallel angeboten. Dies zwingt (hoffentlich) erstere, über das Verhältnis von Gesundheit und Soziale Arbeit intensiver nachzudenken. Anregungen hierzu finden Interessierte in den Schriften von Albert Mühlum, der beispielsweise in der aktuellen Zeitschrift Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit (4/2004) das "Gesundheitsprogramm" der Sozialen Arbeitbeleuchtet. Diesbezüglich sieht er drei Aufgaben: als Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, als Mitwirkung bei gesundheitsfördernden Prozessen (nicht nur in Einrichtungen des Gesundheitswesens) und als spezialisierte klinische Sozialarbeit. Letztere befasst sich "mit schwerwiegenden, Leid verursachenden psychosozialen Störungen sowie den sozialen Aspekten psychischer und somatischer Abweichungen, Störungen, Krankheiten und Behinderungen unter Berücksichtung der Lebenslage der Betroffenen" (S. 60).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


03.03.05 / 100 Jahre "Protestantische Ethik"
Vor 100 Jahren erschien Max Webers (1864-1920) berühmte Studie zur Bedeutung des asketischen Protestantismus für die Kultur der kapitalistischen Moderne. Die in der Zeitschrift Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 1904/05 unter dem Titel "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" in zwei Teilen erschienene Abhandlung zeigt auf, inwieweit kulturelle (insbesonders religiöse) Faktoren bei der Entwicklung des modernen Kapitalismus mitbeteiligt gewesen sind: Statt den traditionellen Hilfsmitteln zur Erlangung des Heils der katholischen Kirche (Sakramente, Pfarrer, Kirche) gilt im Calvinismus, der diese Mittel für Relikte des Aberglaubens hält, rationale Lebensführung und rastlose Berufsarbeit als hervorragendes Mittel, die Selbstgewissheit der eigenen Auserwähltheit zu erlangen. In göttlichem Auftrag erfolgt nun eine Profitmaximierung, welche den Kapitalismus vorantreibt.
Hier einige Schriften Max Webers als zip-Dateien und im rtf-Format.


19.02.05 / Armut und strukturelle Benachteiligung
Armut wird in der politischen, aber auch in der sozialwissenschaftlichen Diskussion weitgehend als ein individualisiertes oder gar "demokratisiertes" Phänomen betrachtet. Gegen diese These der sozialen Entgrenzung, aber auch gegen jene der Verzeitlichung von Armut wendet sich nun Olaf Groh-Samberg in der aktuellen Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ("Armut und Klassenstruktur", H.4/04). Auf der Datenbasis des deutschen Sozio-Ökonomischen Panels kann er zeigen, dass einfache ArbeiterInnen und FacharbeiterInnen überproportional von Armut und Prekarität betroffen sind. Dieser Zusammenhang von Armut und Klassenlage bestätigt sich auch unter Kontrolle anderer Risikofaktoren. Wichtig erscheint dem Autor zudem der Blick auf die Zone der Prekarität, schaffen doch viele den "Ausstieg" aus der Armut nur bis hierhin. Dies gilt es mitzubedenken, wenn man von kurzfristigen Sozialhilfebezügen spricht.


09.02.05 / Literaturumfrage 2004
Auch Ende des letzten Jahres hat die Zeitschrift "Blätter der Wohlfahrtspflege" (Heft 6) die Ergebnisse ihrer Literaturumfrage bei Personen aus Wissenschaft, Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit veröffentlicht. Die Angefragten sollten Tips zu folgenden Kategorien nennen: "Ein Buch für Studierende", "Ein Buch für die Praxis", "Ein Buch für die Theorie", "Ein Buch, das neue Anstösse gibt", "Ein Buch für Leser, die über den Zaun blicken wollen", "Ein Klassiker, den man wieder einmal lesen sollte", "Mein Buch des Jahres".
Hier einige dieser Tips, ergänzt um Literaturtips von socialia.



05.02.05 / Wohlfahrtsstaatsforschung mit Blick zurück
Ein Beitrag von Jens Borchert und Stephan Lessenich in der Zeitschrift für Sozialreform (H.6, 2004) mit dem Titel "'Spätkapitalismus' revisited" widmet sich verschiedenen Theorien des Wohlfahrtsstaates. Er stellt zunächst vier Ansätze zur Erklärung der wohlfahrtsstaatlichen Krisenphänomene vor (Beck, Streeck, Luhmann, Kaufmann) und stellt dann deren Analysen Offe's Theorie des Wohlfahrtsstaates (im schon fast klassischen Buch "Strukturprobleme des kapitalistischen Staates") gegenüber. Dieser Vergleich zeigt - so die Autoren -, dass seine Theorie die Strukturprobleme auch noch des Wohlfahrtsstaats des 21. Jh.s besser erklären kann. Zudem liege seine grosse Stärke darin, dass er die innere Widersprüchlichkeit der gesellschaftlichen Strukturen (von Staat und Wirtschaft) und auch deren Wechselwirkungen betont.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


24.01.05 / Ungleichheit als Schicksal?
Das neue Heft der Zeitschrift Vorgänge (4/2004) will unterschiedliche Perspektiven auf die soziale Ungleichheit bündeln. Wolfgang Engler etwa analysiert die Diskurslinien, welche Ungleichheit begründen und verteidigt engagiert die Gleichheit. Anders hingegen argumentiert Wolfgang Kersting: Er warnt vor der normativen Überforderung des Sozialstaats und plädiert für eine nicht-egalitaristische Begründung. Hanno Scholtz vergleicht in verschiedenen Ländern die politischen Einstellungen zur Ungleichheit mit der realen sozialen Ungleichheit. Ein umfassender Literaturbericht zu Ungleichheit und Sozialstaat rundet das interessante Heft gut ab.


18.01.05 / Lebenslage vs. Lebenswelt
Björn Kraus versucht im Artikel "Lebenswelt und Lebensweltorientierung" dem inflationär und notorisch unscharf verwendeten Begriff der Lebenswelt durch sein Angebot einer Begriffsklärung beizukommen. Nach einer Skizzierung der phänomenologischen Wurzeln und der Andeutung von ungelösten (soziologischen) Problemen kommt er zur Darlegung der Relevanz dieses Begriffs für die Soziale Arbeit: Sie liegt in der Betonung der subjektiven Perspektive. Sein Begriffsvorschlag lautet daher: Der Begriff der Lebenslage bezieht sich auf die materiellen und immateriellen Umstände eines Menschen, auf die qualitative und quantitative Ausstattung mit Lebensgütern, Lebenschancen und Lebensbedingungen. Lebenswelt meint dann aber nicht - wie in seiner "geschundenen und abgemagerten" Fassung (Fuchs/Halfar) - das Leben oder die Lebensbedingungen eines Menschen, sondern "Lebenswelt ist (...) das Ergebnis der subjektiven Wahrnehmung der zur Verfügung stehenden Lebenslage".
Der Artikel findet sich als Online-Publikation bei sozialarbeit.ch


14.01.05 / Soziologische "Klassiker im Goldrahmen"
Ungeachtet der divergierenden soziologischen Paradigmen finden wir in der Soziologie eine Kanonisierung der Klassiker. Eva Barlösius hat verschiedene Lehr- und Übersichtsbücher danach gesichtet, wer denn nun zu den soziologischen Klassikern gezählt wird. Gemäss ihrem Ergebnis, das sie im Leviathan (4/2004) vorstellt, gibt es einen festen Kanon für Frankreich, Deutschland und die USA, der erstaunlich unumstritten ist. Dazu gehören: Auguste Comte, Karl Marx, Herbert Spencer, Vilfredo Pareto, Georg Simmel, Emile Durkheim, George H. Mead, Max Weber, Alfred Schütz, Talcott Parsons, Robert K. Merton, Erving Goffman, Jürgen Habermas und Pierre Bourdieu. In ihrer theoretischen Reflexion thematisiert die Autorin neben anderen spannenden Aspekten insbesondere die Personalisierung, welche die soziologischen Arbeiten gänzlich als persönliche Leistungen versteht. Diese Sicht hemme - so ihr Fazit - eine fachspezifische theoretische Fundierung der Soziologie.


06.01.05 / Wirkungen der Familienpolitik auf das generative Verhalten
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Famlienfragen (3/2004) widmet sich schwerpunktmässig den bevölkerungspolitischen Argumenten für eine Familienpolitik. So nimmt beispielsweise der Artikel des Zürcher Soziologen Beat Fux die Wirkungen familienpolitischer Leistungen genauer unter die Lupe und er kommt zum Schluss, dass der Abbau struktureller Hürden mittels sozial- und familienpolitischer Einrichtungen sich v.a. günstig auf die Gestaltung des familiären Alltags auswirkt. In beschränktem Ausmass werden auch die reproduktiven Absichten von Paaren beeinflusst. "Es wäre aber blauäugig, wenn man sich von ihr die Lösung demographischer Probleme und vor allem eine signifikante Erhöhung der Geburtenziffern erhoffte", schliesst der Autor.
Zur Zeitschrift


21.12.04 / Strukturelle Anforderungen an eine bedürfnisgerechte Familienpolitik
Der unter der Federführung des BSV erstellte Familienbericht 2004 enthält einen statistischen Teil zu familienpolitisch relevanten Themenbereichen. Darüberhinaus werden im thematischen Teil die strukturellen Anforderungen an eine bedürfnisgerechte Familienpolitik untersucht. Diese soll einen Schutz gegen Armut bieten, eine horizontale Umverteilung, die Gleichstellung von Mann und Frau sowie das Wohl des Kindes fördern. Diese vier zentralen Motive werden durch wirtschaftliche, sozial-ökologische, pädagogische und familieninterne Massnahmen umgesetzt. Der Familienbericht konzentriert sich auf diese vier Interventionsebenen bei der Darstellung des aktuellen Stand der Familienpolitik in der Schweiz, auf kantonaler und kommunaler Ebene sowie im internationalen Vergleich. Abschliessend werden mögliche Massnahmen zusammengestellt und diskutiert.


13.12.04 / Sozialarbeitende zwischen Zuversicht und Skepsis
Der Soziologe Gregor Husi von der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern hat das Ergebnis von Gesprächen mit 45 Schlüsselpersonen, mehrheitlich aus dem Sozialbereich, in der Zeitschrift SozialAktuell (Nr.21) veröffentlicht. Als für die Soziale Arbeit relevante gesellschaftliche Trends erwarten die Befragten eine (über-)komplexe Gesellschaft, eine Problemvervielfältigung, die Zunahme wirtschaftlichen Drucks, die Verbreitung eines Gefühls sozialer Unsicherheit, einen demographischen Wandel sowie eine ökonomische Rationalisierung der Sozialen Arbeit. Gemäss dem Autor sprechen damit aus den Interviews weder radikal optimistische, noch pessimistische Stimmen. Vielmehr sind die Haltungen im mittleren Bereich anzusiedeln und stehen mal eher getrübter Zuversicht, mal eher reichlicher Skepsis näher.
Zum Text


02.12.04 / Arm trotz Erwerbstätigkeit
Im Jahr 2003 gab es in der Schweiz 213'000 working poor. Damit waren 7.4 % der Erwerbstätigen von Armut betroffen. Diese working poor machten fast die Hälfte (44%) der armen Bevölkerung zwischen 20 und 59 Jahren aus. Diese Ergebnisse basieren auf Daten der Schweiz. Arbeitskräfteerhebung (SAKE), welche 57'679 Personen der ständigen Wohnbevölkerung umfasste.
Weitere Resultate zum Ausmass des Phänomens und zu den Risikogruppen sind nachzulesen in einer Publikation des Bundesamts für Statistik.


25.11.04 / Die 100-Worte-Rezension: From Welfare to Work
Eine Berliner Forschergruppe hat in einer Studie beschäftigungspolitisch aktive Nonprofit-Organisationen in Berlin und Los Angelos verglichen. Ihre ausgezeichnete Veröffentlichung „ist u.a. deshalb lobenswert und sehr bedeutsam, weil ihre Ergebnisse zum einen in unerwartet deutlicher Weise erkennen lassen, was vom US-amerikanischen Vorbild der konservativ-neoliberalen Arbeitsmarktpolitik des Forderns und Förderns in Wahrheit zu halten ist, und weil sie andererseits in bestürzender Weise den oft behaupteten Glanz zivilgesellschaftlicher Erwartungen trübt, welche in Deutschland mit dem beschäftigungspolitischen Engagement von Nonprofit-Organisationen verbunden sind. Die hoch interessante Studie nimmt zahlreiche Kenntnisse vorweg, die sich bei der Umsetzung von Hartz IV als Verwaltungs- und Kontrollprobleme erweisen werden.“ (Rudolph Bauer, Universität Bremen)

Volker Eick, Britta Grell, Margit Mayer und Jens Sambale (2004): Nonprofit-Organisationen und die Transformation lokaler Beschäftigungspolitik. Münster: Westfälisches Dampfboot


18.11.04 / Wieder einmal: Integration vs. Inklusion
Ein Artikel in der Zeitschrift Forschung & Wissenschaft Soziale Arbeit (1/04) von Christian Liesen, an dem übrigens deutlich wird, dass sich nun auch die Sonderpädagogik mit der soziologischen Systemtheorie beschäftigt, widmet sich der Frage: "Integration - ein Auslaufbegriff? Inclusion - ein neuer Leitbegriff?" Interessant ist seine Unterscheidung, den Inklusionsbegriff für die Frage nach der Funktion Sozialer Arbeit zu reservieren und den Integrationsbegriff für die inhaltliche Ausgestaltung bzw. für die Programmebene zu verwenden. Integration wird dann allerdings nicht mehr soziologisch verstanden. Leider nur knapp skizziert ist dann der vielversprechende Hinweis auf die normative Konzeption des Philosophen Allen Buchanan, demzufolge Inclusion "eine notwendige Bedingung (ist), um die elementarsten Interessen von Individuen zu sichern" (S.12), nämlich an well-being, agency freedom und self-esteem.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


12.11.04 / Wohnbedürfnisse im Alter
Das Geographische Institut der Uni Basel, deren Schwerpunkt die Humangeographie bzw. die Stadt- und Regionalforschung ist, hat in einer grösseren Erhebung die Präferenzen älterer Menschen zum altersgerechten Wohnen, zur Wohnumfeld und Quartiersgestaltung erfasst. Die Ergebnisse verdeutlichen den Wunsch, solange wie möglich in der eigenen Wohnung mit Spitex-Unterstützung zu bleiben. Im Ernstfall will man sich auf Fachpersonal verlassen können, Betreuungsformen, die jedoch Abhängigkeiten schaffen (Angehörige, Freunde und Bekannte) werden klar weniger oder gar nicht als wichtig erachtet und damit implizit abgelehnt. "Die Resultate sind ein deutliches Plädoyer für eine individuelle Lebensführung nach gewohntem, aber altersgerechtem Muster", so die Leiterin der Studie Rita Schneider-Sliwa.
Diese Ergebnisse decken sich damit mit jenen aus der Studie des Instituts für Soziale Arbeit zu den Wohnbedürfnissen im Alter im Thurgau aus dem Jahr 2001. Auch hier zeigte sich ein starker Wunsch nach einem Verbleiben in der eigenen Wohnung und eine Ablehnung von Wohngemeinschaften mit Angehörigen und anderen älteren Menschen.


04.11.04 / 50 Jahre Schweiz. Gesellschaft für Soziologie
Im nächsten Jahr feiert die Schweiz. Gesellschaft für Soziologie ihr 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird sie sich an ihrem Jubiläumskongress vom 5.-7. Oktober 2005 an der Universität St.Gallen mit sich selbst bzw. mit ihrem hauptsächlichen Forschungsgegenstand, der schweizerischen Gesellschaft befassen. Als Thema wurde nämlich "jene kollektive Identitätskonstruktion gewählt, die in allen Landesteilen nachhaltig verbreitet ist: der 'Sonderfall Schweiz'", so die OrganisatorInnen in ihrem call for papers.
Mehr dazu


29.10.04 / Die 100-Worte-Rezension
Das neue Sonderheft der KZfSS widmet sich den neuesten Entwicklungen in der soziologischen Analyse von Kriminalität, wobei internationale Arbeiten gut repräsentiert sind. Neben einer guten einleitenden Übersicht über neue Perspektiven in der Kriminalsoziologie bietet der Band spannende Einblicke etwa in Theorien der Kriminalität oder - hinsichtlich der Verknüpfung von Ungleichheit und Kriminalität - in aktuelle Weiterentwicklungen der Anomietheorie, welche die Rolle von sozialen Institutionen herausstreicht. Interessant sind auch die Ausführungen zum Ausstieg aus der Kriminalität (die meisten jugendlichen Straffälligen setzen ihre kriminelle Karriere nicht fort!) sowie der Perspektivenwechsel vom Täter zur Tat bzw. von den Motiven zu Situationen und Gelegenheiten.

Oberwittler, Dietrich / Karstedt, Susanne (Hg.), 2003: Soziologie der Kriminalität. (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 43) Wiesbaden: VS Verlag


19.10.04 / Selbsthilfe und Selbsthilfe-Förderung in der Schweiz
Eine Studie von Jürgen Stremlow u.a. von der Forschungsstelle der Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern hat den aktuellen Stand der Selbsthilfe und der Selbsthilfe-Förderung in der deutschsprachigen Schweiz untersucht und Empfehlungen zur Förderung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe formuliert.
Der Forschungsbericht, eine Zusammenfassung der wichtigsten Resultate und der Tagungsbericht vom 13. Oktober lässt sich auf der Website der KOSCH nachlesen.


15.10.04 / In eigener Sache: Socialia meldet sich wieder zurück

Nach einem viermonatigen Auslandaufenthalt, welcher u.a. der Auseinandersetzung mit der Politischen Philosophie des Sozialstaats (eingeschlossen der Sozialen Arbeit) gewidmet war, soll Socialia künftig wieder in gewohnter Weise reaktualisiert werden.


30.05.04 / Zahlen zum Berufsfeld der Sozialen Arbeit in der Schweiz
Gemäss der Analyse von Beat Baumann im SozialAktuell (2004, Nr.11) sind rund 15'000 Personen in der Sozialen Arbeit tätig, wobei der Frauenanteil rund 63% beträgt. Nur 39% der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit sind vollzeitlich erwerbstätig, wobei dieser Anteil für die Sozialpädagogik mit 47% im Vergleich zur Sozialarbeit (32%) und zur Soziokulturellen Animation (25%) etwas höher ist. Das Lohnniveau im Gesundheits- und Sozialwesen (es existieren keine Angaben nur für die Soziale Arbeit) ist tiefer als im gesamten Dienstleistungssektor. Frauen verdienen zudem in dieser Branche rund 15% weniger als ihre Berufskollegen, wobei der Lohnunterschied schon unmittelbar nach Studienabschluss feststellbar ist. Die Analyse von Baumann zeigt zudem eine problematisch hohe Quote von Personen ohne ausreichende Grundausbildung in Sozialer Arbeit: 47% in der Sozialpädagogik und der Soziokulturellen Animation sowie 36% in der Sozialarbeit haben keine adäquate Ausbildung für die Berufsausübung.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


19.05.04 / Kaum Umverteilung durch Schweizer Sozialstaat
Ein Ziel der Sozialen Sicherung, die Absicherung im Schadensfall, wird in der Schweiz im Wesentlichen erreicht. Für das weitere Ziel der Reduktion der Ungleichheit gilt dies gerade nicht. Dies zeigt eine Studie von Kilian Künzi und Markus Schärrer (Büro Bass) im Rahmen des NFP 45. Die Autoren schreiben in ihrer Zusammenfassung: "Eine Einkommensumverteilung (...) durch das System als Ganzes ist dagegen nicht festzustellen". Träfe dies zwar noch für die AHV zu, so findet in der beruflichen Vorsorge gerade umgekehrt eine Einkommensumverteilung von den einkommensschwachen zu den einkommensstarken Haushalten statt. Gesamthaft gesehen fällt die Umverteilungswirkung der Einnahmen aus der Sozialen Sicherung in der Schweiz deutlich schwächer aus als im europäischen Vergleich.


10.05.04 / Zur aktuellen Bedeutung der (materiellen) Gleichheit
Als Gegenpol zum neoliberal sich gebärdenden Think Tank "Avenir Suisse" ist nun in der Schweiz das Denknetz gegründet worden. Es ist ein Forum für den Austausch zu aktuellen Themen aus Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitspolitik, wobei es sich den Werten Freiheit, Gleichheit und Solidarität verpflichtet fühlt.
Die erste Veranstaltung unter dem Titel "Der neue Glanz der Gleichheit" findet am 26. Juni in Bern statt und widmet sich der Frage der angemessenen Teilhabe an den materiellen Ressourcen der Gesellschaft.


30.04.04 / Eine neue Architektur der Sozialen Sicherung
Losgelöst vom tagespolitischen Geschäft und auch von aktualitätsbezogenen Debatten widmete sich die Sektion Sozialpolitik der Dt. Gesellschaft für Soziologie an ihrer letztjährigen Tagung der Frage nach einer neuen Architektur der sozialen Sicherung. Die Beiträge verknüpften dabei v.a. drei Aspekte miteinander: die Frage, wie angesichts ungleicher Lebenslagen und sozialer Kompetenzen eine Aufwertung der fordernden Aufgaben des Sozialstaats zu beurteilen ist; die Frage nach der Perspektive sozialstaatlicher Lebenslaufpolitik angesichts der Auflösung klassischer Normalitäts- und Sicherungsmuster; die Frage nach der Rolle von Kindern für die künftige Sozialpolitik.
Die Beiträge sind abgedruckt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Sozialreform (2004, Heft 1-2).
Diese befindet sich etwa in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


05.04.04 / Soziales Kapital in der Schweiz
Der sozialwissenschaftliche und politische Diskurs über die Gesellschaft hat einen neuen Modebegriff gefunden: soziales Kapital. Der uneinheitlich verwendete Begriff bezieht sich auf soziale Beziehungen, Vertrauen, Solidarität und moralische Normen und thematisiert damit den sozialen Kitt, der Gesellschaften zusammenhält. Jüngst hat nun auch die Neue Helvetische Gesellschaft eine internationale Tagung zum Thema "Sozialkapital - geht in der Schweiz der Gemeinsinn verloren?" veranstaltet. Neben den theoretischen Vertiefungen der bekannten Sozialwissenschaftler Hanspeter Kriesi und Claus Offe hat der Schweizer Politikwissenschaftler Markus Freitag empirische Ergebnisse zum sozialen Kapital in der Schweiz vorgestellt.
Hier findet sich ein älterer Artikel von Freitag.


22.03.04 / Soziale Ungleichheit - Kulturelle Unterschiede
Der 32. Kongress der Dt. Gesellschaft für Soziologie vom 4.-8. Oktober findet in München zum Thema "Soziale Ungleichheit - Kulturelle Unterschiede" statt. Die Programmkommission hat wiederum ein Thesenpapier ausgearbeitet, in welchem das Thema umrissen wird. Die AutorInnen betonen darin, dass es nicht nur darum geht, die Prozesse der Verschärfung bzw. Nivellierung von Ungleichheiten zu beschreiben, sondern auch die Bilder und Legitimationen von Ungleichheit zu betrachten. Interessanterweise verweisen sie auch auf Ungleichheit als normatives Problem: "Die Wahrnehmung sozialer Ungleichheit verweist stets auch auf Vorstellungen von Gerechtigkeit, zuweilen auch von Solidarität". Damit sind alle behandelten auch von grosser praktisch-politischer Relevanz.


15.03.04 / Soziologie der Generationen
Die Soziale Arbeit entdeckt das Altern, wie beispielsweise die neue Schwerpunktsetzung der FH St.Gallen zeigt. Es ist zu hoffen, dass sie auf dieser Entdeckungstour auch die disziplinären Grenzen überschreitet. Eine Quelle für neue Anregungen ist etwa die Soziologie der Generationen. Einen ersten Einblick bietet etwa die Festschrift für den bekannten Lebenslauf-Forscher Martin Kohli (Burkart/ Wolf: Lebenszeiten. Leske + Budrich, 2002), wozu nun im Forum Qualitative Sozialforschung eine Rezension erschienen ist.


06.03.04 / Fussball als Gegenstand soziologischer Forschung
Dass Fussball ein gutes Testfeld für soziologische Theorien bietet, demonstriert Frank Kalter vorzüglich in seiner Habilitationsschrift "Chancen, Fouls und Abseitsfallen" (2003, Westdeutscher Verlag). Mit Bezug auf den deutschen Profifussball überprüft er nämlich Fragen der ethnischen Diskriminierung und der Segregation und kann so sowohl an Fragen der Migration wie auch an Fussball interessierte LeserInnen ansprechen. Diesbezüglich kommt der Rezensent Uwe Wilkesman in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (4/2003) zum
Schluss, dass das Buch für beide Zielgruppen unbedingt lesenswert ist. Und: "Die nächste Winterpause der Bundesliga lässt sich mit der Lektüre dieses Buches sicherlich sinnvoll überbrücken".


25.02.04 / Ein Plädoyer für Sozialtechnologie
Ausgehend von der Veränderungsabsicht der Sozialen Arbeit arbeitet E.-W. Luthe in der neuesten Ausgabe des "Archivs für Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit" (4/2003) auf systemtheoretischem Hintergrund den (umstrittenen) Begriff der Sozialtechnologie breit, jedoch für Nicht-SystemtheoretikerInnen schwer nachvollziehbar aus. In der Diskussion der Konsequenzen geht er mit der Sozialen Arbeit und deren Ausbildung hart zu Gericht: Nirgendwo sonst sei das Misstrauen gegen das Expertentum so sehr zu einem Thema professioneller Selbstinszenierung aufgewertet worden. Dahinter stehe ein Konzept, in der die Inklusionshilfe letztlich nur noch mit den guten Absichten der Helfer rechnen könne. Fraglich sei auch, ob man eine akademische Ausbildung benötigt für den Lebensweltschauspieler ohne Verantwortung, der sein eigenes Spiel nicht durchschaut, aber gerade deshalb gebraucht wird (als Informationslieferant, Sinnspender, Vorbild, Freund und Elternersatz).
Dieses an- und aufregende Plädoyer für mehrfach-spezialisierte GeneralistInnen bzw. SozialtechnologInnen findet sich hier zum Download.


13.02.04 / Wohlbefinden der Sandwich-Generation
Das Schwerpunktprogramm Zukunft Schweiz lief Ende 2003 aus. Aus diesem Anlass wird am 5. März in Bern an einem Symposium ein öffentliches Fazit gezogen. Im letzten Newsletter des SPP sind u.a. einige Ergebnisse des Projekts "Wohlbefinden im mittleren und höheren Lebensalter" vorgestellt.
Hier einige Ergebnisse des Projekts zur in der Schweiz noch wenig erforschten Sandwichgeneration.


04.02.04 / Pierre Bourdieu in Algerien
Ohne Titel. Pierre BourdieuBourdieu hat Camera Austria sein gesamtes Archiv von Fotografien, die während seiner Feldforschungsarbeiten in Algerien zwischen 1958 und 1961 entstanden sind, mit dem Ziel anvertraut, diese in einer Ausstellung und Publikation erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Zusammenarbeit mit dem zwischenzeitlich verstorbenen Soziologen wurden diese Dokumente strukturiert und zu den zeitgleich in Algerien entstandenen ethnographischen und soziologischen Studien in Beziehung gesetzt.
Die Grazer Ausstellung "Pierre Bourdieu: In Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung" geht nun zwar zu Ende, ein Pressetext, eine Auswahl von Fotos, ein Gespräch mit Bourdieu über seine Arbeit in/über Algerien sowie einführende Texte stehen jedoch zum Download zur Verfügung.


30.01.04 /Zur Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Berufsleben
Parallel zur Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit lässt sich in den Industrienationen ein Rückgang der Geburtenrate feststellen. Nun zeigt eine Studie anhand eines von der OECD konstruierten Vereinbarkeitsindexes, dass der Geburtenrückgang schwächer ausfällt, wenn Betreuungsplätze für unter Dreijährige und flexible Arbeitsmodelle vorhanden sind (vgl. NZZ 28.1.04).
Eher wirtschaftliche und Gleichheitsaspekte betont die Gleichstellungskommission des Kantons Zürich, welche mittels eines neu entwickelten Betreuungsindexes das familien- und schulergänzende Betreuungsangebot im Kanton verglichen hat. Die daraus erstellte Betreuungslandkarte informiert nicht nur interessierte Eltern, sondern auch die Gemeinden über ihre Position im Betreuungs-Ranking und damit über ihre Attraktivität für Eltern.
Den vollständigen Schlussbericht finden Sie unter www.kinderbetreuung.zh.ch


24.01.04 / Zehn Jahre Heroingestützte Behandlung in der Schweiz
Vor zehn Jahren wurden in der Schweiz die ersten Pilotprojekte mit heroingestützter Behandlung durchgeführt, weshalb eine Zürcher Tagung mit internationalen Experten kürzlich auf die Erfahrungen zurückblickte. Diese wurden mehrheitlich als positiv geschildert, obwohl sich auch Schwierigkeiten, etwa bei der Integration in die Arbeitswelt, herausstellen. Deshalb spielt die Schweizer Drogenpolitik im Ausland eine gewisse Vorreiterrolle, was sich anhand der nun auch in Deutschland, Spanien, Grossbritannien und den Niederlanden angebotenen, vergleichbaren Programmen zeigt. In der Schweiz sind die heroingestützten Therapien zwar mehrheitlich akzeptiert, allerdings zeigen sich gegenwärtig in der Drogenpolitik - gerade etwa in der Cannabisfrage - zunehmend restaurative Tendenzen.
Mehr zur Heroingestützten Behandlung und zur Begleitforschung.


19.01.04 / SonewsBlog - Soziale Arbeit
Sonews wurde vom Internet-Portal zum Weblog umgebaut. Damit haben sich Konzept und Internet-Auftritt dieser gut aufgebauten und auch stark genutzten Websites grundlegend verändert. Der/die Initiant/Initiantin (Reto Eugster und Sandra Stanisic Eugster) sind der Meinung, dass die Zeiten der "fetten" Portale vorbei sind. Der neue Auftritt ist denn auch wirklich gelungen und vielversprechend. Erreichbar ist der Weblog wie bisher über www.sonews.ch - oder neu über: www.soziale-arbeit.ch.
Socialia wünscht dem Weblog einen guten Start.


11.01.04 / Ein Netzwerk des sozialpolitischen Wissens
Die Schweizerische Vereinigung für Sozialpolitik (SVSP) hat im letzten Jahr das Wörterbuch der Sozialpolitik herausgegeben. Nun ist dieses auch auf ihrer Website abrufbar. Im elektronischen Wörterbuch kann nach der alphabetischen Stichwortliste oder mit einer Volltextsuche ein sehr breites Wissen im Bereich der Sozialpolitik abgerufen werden. Am Ende jedes Beitrags finden sich hilfreiche Verweise auf weitere Stichworte, die direkt angeklickt werden können. Bei zahlreichen Stichworten sind zudem wichtige Links aufgeführt, die in eigenen Fenstern geöffnet werden und eine zielgerichtete Vertiefung erlauben. Die SVSP will damit einen Beitrag zu einer umfassenden Verbreitung dieses Wissens leisten.


05.01.04 / Freundschaft und Verwandtschaft als interdisziplinärer Untersuchungsgegenstand
Freundschaft und Verwandtschaft sind wichtige gemeinschaftliche Institutionen, die unsere Lebenslage strukturieren. Gemeinhin wird die Freundschaft als angemessene moderne Form persönlicher Beziehungen charakterisiert, wogegen verwandtschaftlichen und familiären Beziehungen einen Bedeutungsverlust zugeschrieben wird. Vieles spricht jedoch dafür, dass Freundschaft mit den ihr zugemuteten Leistungen überfordert ist und Verwandtschaft auch in der Moderne als relative Invariante fungiert. Angesichts solcher Unklarheiten versucht nun ein deutsches Forschungsteam durch einen interdisziplinären und historisch vergleichenden Zugriff auf das Thema Aufschlüsse über die Leistungen und die Krisenanfälligkeit der beiden Beziehungssysteme zu erhalten. In der Zeitschrift Sozialer Sinn (2003, H.1) sind bereits erste unterschiedliche disziplinäre Zugänge zu diesem Thema abgedruckt.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


15.12.03 / Literaturumfrage 2003
Die Zeitschrift "Blätter der Wohlfahrtspflege" veröffentlicht auch dieses Jahr (im Heft 6) die Ergebnisse ihrer Literaturumfrage bei Personen aus Wissenschaft, Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit. Die Angefragten sollten Tips zu folgenden Kategorien nennen: "Ein Buch für Studierende", "Ein Buch für die Praxis", "Ein Buch für die Theorie", "Ein Buch, das neue Anstösse gibt", "Ein Buch für Leser, die über den Zaun blicken wollen", "Ein Klassiker, den man wieder einmal lesen sollte", "Mein Buch des Jahres".
Hier einige dieser Tips, ergänzt um Literaturtips von socialia.



28.11.03 / Studie schätzt das Garantierte Mindesteinkommen skeptisch ein
Eine Literaturrecherche des Berner Büro Bass im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherung beurteilt das Garantierte Mindesteinkommen skeptisch: "Alle Grundmodelle für die Realisierung eines Garantierten Mindesteinkommens sind also, wie die zunehmenden Erfahrungen zeigen, mit spezifischen Schwierigkeiten, Dilemmen und unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Bei allen erweist es sich als entscheidend, wie sie konkret ausgestaltet sind. Längst steht auch in der Literatur nicht mehr ein Entweder-Oder im Vordergrund. Vielmehr wird zunehmend diskutiert, welche Mischung von Modellen optimale Wirkungen haben können".
Eine Zusammenfassung der Studie findet sich auf den Websites des Büros, die vollständige Studie kann auf denjenigen des Bundesamts für Sozialversicherung heruntergeladen werden.


20.11.03 / Diskriminierung jugendlicher "Secondos" bei der Stellensuche
In der Schweiz aufgewachsene AusländerInnen haben im Vergleich mit jungen SchweizerInnen mit gleicher Ausbildung weniger Chancen eine Arbeitsstelle zu finden. Dies zeigt eine Untersuchung von Rosita Fibbi, Bülent Kaya und Etienne Piquet, die zwischen 2002 und 2003 durchgeführt wurde. Die ForscherInnen haben je drei fiktive Bewerbungen (die sich nur im Hinblick auf die Nationalität unterschieden) auf 819 ausgeschriebene Stellen eingesandt und die Reaktionen der Arbeitgeber getestet. Das Ergebnis zeigt eine Diskriminierung bei 24% der albanischsprechenden Jugoslawen in der Westschweiz bzw. bei 59% in der Deutschschweiz sowie bei 30% der Türken. Diese Prozentsätze sind bedeutend höher als die Vergleichszahlen, die aus anderen europäischen Ländern wie etwa Deutschland vorliegen.
Mehr dazu im Dossier zur Pressekonferenz sowie im Synthesebericht zuhanden des Schweiz. Nationalfonds.


10.11.03 / Die Kriminalität in der Schweiz
Wie viele Morde wurden in den letzten 10 Jahre in der Schweiz registriert? Stieg die Gewaltdelinquenz der Jugendlichen an? Auf solche und ähnliche Fragen finden Sie Antworten auf den Websites der Sektion Rechtspflege des Bundesamts für Statistik. Neben den wichtigsten Grunddaten enthalten diese auch Beschreibungen zu den Statistiken sowie Kommentare zu den Ergebnissen.
Im Hinblick auf die Jugenddelinquenz finden sich beispielsweise die folgenden Ergebnisse: Betäubungsmittelkonsum und Diebstahl überwiegen - Stabilität der Straftaten seit 1999 - Hauptsächlich schweizerische Jugendliche - unbedingte Einschliessungen selten - Strafverfolgungsrate konstant tief.


02.11.03 / Ein Methodenheft zur Diagnostik in der Sozialen Arbeit
Das aktuelle Heft 88 der Zeitschrift Widersprüche widmet sich schwerpunktmässig der Frage "Neo-Diagnostik - Modernisierung klinischer Rationalität?". Auf der Grundlage einiger Thesen von Timm Kunstreich zur "Neo-Diagnostik" entwickelte sich ein interessanter Briefwechsel zwischen diesem und den klug argumentierenden Burkhard Müller bzw. Maja Heiner, der im Heft abgedruckt ist. Die Diskussion kreist u.a. um die Begrifflichkeit, die Notwendigkeit bzw. der Fokus von Diagnostik, den Stellenwert von Verständigung bzw. von Dialogen mit den KlientInnen und die Bedeutung des professionellen Wissens. Anschliessend folgen weitere Artikel, welche Diagnosen als unumgänglich beschreiben bzw. dies gerade bestreiten.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.

Hier findet sich zudem ein Artikel zu "psychosoziale Diagnostik", den Maja Heiner im Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik 2001 publiziert hat.



26.10.03
/ Die politischen Konjunkturen der Missbrauchsdebatte
Gegenwärtig wird in der politischen Diskussion in der Schweiz die Frage gestellt, wieviel Missbrauch es in der IV gibt und von rechtspopulistische Kreisen wird ein Teil der IV-RentnerInnen als Scheininvalide verdächtigt. Zur Konjunktur von derartigen Missbrauchsdebatten äussert sich nun ein Artikel in der sozialwissenschaftlichen Zeitschrift "Leviathan" (1/2003). Unter dem Titel "Faule Arbeitslose?" beleuchten Frank Oschmiansky, Günther Schmid und Silke Kull die politischen Konjunkturen und Strukturprobleme der Missbrauchsdebatte.
Mehr dazu


17.10.03 / Die Risiken sogenannter Freizeitdrogen
Die Drogenszene ist gegenwärtig durch veränderte Konsummuster geprägt. Während bei steigender Verbreitung von Cannabis der Morphinmissbrauch allmählich zurückgeht, treten Drogen vom Stimu-lanzientyp, insbesondere von Amphetaminabkömmlingen, in den Vordergrund. Neben diesen sogenannten Freizeitdrogen, die meist in illegalen Labors produziert werden, werden v.a. von jungen DrogenkonsumentInnen biologische Substanzen zur Erzeugung von Halluzinationen benutzt. Die Risiken des Konsums dieser Drogen liegt in der oft unklaren Zusammensetzung, Dosierung und Wirkung, welche neben der Gefahr der Intoxikationen auch jene von psychischen Reaktionen beinhaltet.
Ein Artikel des Instituts für Suchtforschung der Universität Innsbruck widmet sich nun diesem "Gefahren"potential.


19.09.03 / Selbstbeobachtung der Soziologie
Die Soziologie will sich gemäss Deutscher Gesellschaft für Soziologie künftig stärker selbst beobachten und startet deshalb in ihrem Organ, der Zeitschrift "Soziologie", eine Reihe zum Thema "Soziologie in der Öffentlichkeit". Dieses Unterfangen zielt darauf, dass die Soziologie öffentlich so wahrgenommen wird, wie sie wahrgenommen werden will. Und wie will sie denn wahrgenommen werden? Gemäss Dirk Kaesler wieder stärker als Konstrukteur von gesellschaftlichen Entwürfen: "Die Soziologie will wieder mehr sein als eine reine Antwort-Wissenschaft, die nur nachträglich sagen kann, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist. Sie will sich daran beteiligen, zu verhindern, dass es überhaupt zu gesellschaftlichen Betriebsunfällen kommt".
Hier finden sich die Abstracts der verschiedenen Artikel.


07.09.03 / Pflege hat immer auch mit sozialen Beziehungen zu tun
Pflegerische Versorgung hat immer auch mit sozialen Beziehungen zu tun. Ist dies für die private Pflege noch offensichtlich, so gilt dies auch für eine professionelle Pflege. Diese ist nicht einfach eine Dienstleistung am Körper, sondern basiert wie alle personenbezogenen Dienstleistungen auf der Interaktion zwischen Pflegenden und Gepflegten. Zudem gilt es auch die Angehörigen in dieses Beziehungsgeflecht miteinzubeziehen. Diesen Aspekten widmet sich nun der 4. Zürcher Gerontologietag (1. Oktober 2003) unter dem Thema "Beziehungspflege und Pflegebeziehungen im Alter".
Hier finden sich das Programm und weitere Angaben dazu.


27.08.03 / Zur Lebenslage von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz
In der aktuellen Ausgabe der Schweiz. Zeitschrift für Soziologie (1/2003) finden sich Ausführungen von Heinrich Zwicky "Zur sozialen Lage von Menschen mit Behinderungen in der Schweiz". Mittels Sekundäranalysen zweier Erhebungen aus den Jahren 1997 und 2001 werden Hinweise auf deren Lebenslage zusammengetragen. Die Analyse weist auf die Notwendigkeit einer Differenzierung verschiedener Gruppen von Behinderten hin, nicht aufgrund von medizinischen Kategorien, sondern aufgrund von sozialen Kriterien (Arbeitsmarktintegration bzw. IV-Rentenbezug). Für die soziale Lage ergeben sich klare Hinweise auf eine Kumulierung von Benachteiligungen, wobei die IV-RentnerInnen überdurchschnittlich benachteiligt sind (und bleiben).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


09.07.03 / Ethnische Beziehungen in einem sozialbenachteiligten Zürcher Quartier

Der Zürcher Soziologe Dieter Karrer hat eine Untersuchung veröffentlicht, welche die Logik der Beziehungen zwischen Einheimischen und Ausländern im Zürcher Quartier Hard analysiert (Der Kampf um Integration, 2002, Westdeutscher Verlag). Der Autor knüpft theoretisch an Bourdieus Konzept des sozialen Feldes und an Elias' Theorie zu den Beziehungen zwischen Etablierten und Aussenseitern an. Vor diesem Hintergrund widmet er sich zunächst der sozialräumlichen Struktur des Quartiers und die Segregationsprozesse. Anschliessend fängt er die Perspektiven der QuartierbewohnerInnen schweizerischer, italienischer und türkischer Herkunft ein. Hierbei zeigt sich, dass die MigrantInnen vom Balkan von den meisten als die eigentlichen Aussenseiter gesehen werden. Deshalb interessiert ihre Wahrnehmung besonders, die dann ergänzend erfasst wurde. Als ein interessantes Ergebnis zeigt sich, dass diese Aussenseiter nicht als geeinte Gruppe auftreten. Denn in deren Ordnung des Unterschieds und der Unterscheidung nehmen die Ex-JugoslawInnen eine stärkere, die AlbanerInnen eine schwächere Position ein.
Hier findet sich eine Rezension.


02.07.03 / Weiterführung der Kritischen Theorie mit neuen Fragestellungen
Das Frankfurter Institut für Sozialforschung verbindet in seinem neuen Forschungsprogramm die Tradition der Kritischen Theorie mit neuen theoretischen Mitteln und veränderten Fragestellungen. Unter der Leitung von Axel Honneth soll unter dem Titel "Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung" der gesellschaftliche Strukturwandel untersucht werden. Im Vordergrund stehen jene Prozesse, welche die normativen Fortschritte untergraben, die in den letzten Jahrzehnten in Gang gekommen sind. Schwerpunkte der Forschung sind: Strukturwandel der normativen Integration, kapitalistische Rationalisierung und Arbeit, familialer Wandel und veränderte Sozialisationsbedingungen, Wandlungen des Sozialstaats und Demokratie, Kulturindustrie und elektronische Medien.
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28.06.03 / Geschlechterungleichheit im Wissenschaftssystem
Die Schweiz weist einen der geringsten Frauenanteile auf den höheren Ebenen des Wissenschaftssystems auf (unter 10%). Dies hängt einerseits mit gesellschaftlichen Aspekten zusammen (z.B. familienzentriertes Frauenbild), andererseits aber auch mit der Organisation des Wissenschaftssystems. Die Ungleichverteilung auf den verschiedenen hierarchischen Stufen und die verschiedenen Disziplinen zeigt sich auch in der Forschungsförderung: Der Frauenanteil in der freien Grundlagenforschung liegt bei den bewilligten Gesuchen für die Jahre 2000 bis 2002 bei 13%. Das Verhältnis von bewilligten zu eingereichten Gesuchen ist erstaunlicherweise für die Geistes- und Sozialwissenschaften teils deutlich geringer - im Unterschied etwa zur Medizin.
Weitere Informationen zur Förderungstätigkeit des Schweiz. Nationalfonds sowie zu europäischen Vergleichen anhand zentraler Indikatoren.


15.06.03 / Vor dem Tod sind alle ungleich
Die heutige NZZ am Sonntag berichtet von einer soeben im Journal of Epidemiology veröffentlichten Schweizer Studie: Je besser jemand ausgebildet ist, desto grösser ist auch seine Lebenserwartung. Die grössten Unterschiede zeigen sich bei den Männern. "In der Gruppe der 25- bis 39-Jährigen ist das Sterberisiko eines Mannes, der sich nach der obligatorischen Schulzeit nicht weitergebildet hat, mehr als dreimal höher als jenes eines Universitätsabsolventen". Als mögliche Ursachen nennen die Autoren höhere Gesundheitsrisiken aufgrund der Lebensweise (Rauchen, Bewegung, Ernährung usw.). Hinzu kommt eine grössere körperliche und psychische Belastung sowie ein erhöhtes Unfallrisiko am Arbeitsplatz.


09.06.03 / Lebenskompetenztraining mit moderater Wirkung auf Tabakkonsum
A. Hollederer und P.Bölcskei schildern in der Zeitschrift Sucht (2002, 48/5, 357-369) die ersten Ergebnisse einer Evaluation, welche die Effekte der Förderung protektiver Faktoren, eines sozialen Kompetenztrainings und einer gemeindeorientierten Komponenten mit einem Malwettbewerb bei Jugendlichen der 5.Klasse ergründen wollte. Es zeigte sich, dass v.a. die Mädchen darauf ansprachen, bei den Jungen liessen sich kaum Programmeffekte feststellen. Fazit der Autoren: Auch wenn die Wirkungen im ersten Jahr eher moderat ausgefallen sind, können Lebenskompetenzprogramme dazu beitragen, frühzeitig den zunehmenden Raucherquoten bei Mädchen entgegenzuwirken. Geschlechtsbezogene Methoden müssten jedoch künftig speziell für die Jungen entwickelt werden.


19.05.03 / Von der Sozial- zur Nothilfe
Verschiedene asylpolitische Vorschläge zielen darauf, bei abgewiesenen Asylsuchenden die Sozialhilfe einzustellen. Allerdings hätten diese nach wie vor auf Ersuchen hin einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf Hilfe in Notlagen. Kathrin Amstutz, Gerichtsschreiberin am Eidg. Versicherungsgericht und Autorin einer Dissertation über das Grundrecht auf Existenzsicherung, widmet sich diesem Thema in der Zeitschrift "Asyl". Sie bezweifelt darin, dass ein wesentlicher Spielraum bestehe, die Betroffenen schlechter zu stellen als während des Asylverfahrens. Daraus lässt sich schliessen, dass die Spar- und die Abschreckungswirkung der Massnahme eher gering ist.
Quelle: NZZ, Nr. 107, 10./11. Mai 2003


09.05.03 / "Die ersten Halbstarken beziehen heute Rente"
Der Schweizer Soziologe und Altersforscher François Höpflinger rückt in einem Interview mit der WoZ (Nr. 19) das gängige Bild von den alten Menschen zurecht: Die heute Siebzigjährigen seien ja die erste Elvis-Presley-Generation. Und im Kontrast zum Bild des Alters seien sie weiter lernfähig, innovativ und konsumfreudig. Zudem würden sie länger gesund bleiben, weshalb die Zunahme der Gesundheitskosten nur etwa zu einem Fünftel der demografischen Alterung zugeschrieben werden dürfe. Für das Altern in der heutigen Form gebe es historisch kein Vorbild, was zu Verunsicherung bezüglich der Gestaltung der Altersphase bei den Betroffenen wie auch bei den Jüngeren führe.


04.05.03 / Alkoholkonsum bei rechtsextremen Jugendlichen
Der Jugendforscher Peter Rieker widmet sich in der Zeitschrift "Abhängigkeiten" (3/2002) dem "Alkoholkonsum in rechtsextremen Jugendszenen". Es zeigt sich, dass der Konsum von Bier - im Unterschied zu illegalen Drogen - als Ausdruck einer nationalen Gesinnung gilt. Dabei kommt v.a. dem Konsum im Gruppenkontext eine grosse, gemeinschaftsbetonende Bedeutung zu. Alkohol wird aber weniger mit dem organisierten bzw. ideologisch fundierten Rechtsextremismus assoziiert, als mit Randgruppen, wo soziale Deprivation, Aggression und Gewalt als handlungsleitend gelten. Hoher Alkoholkonsum spielt dann regelmässig bei Gewalttaten eine Rolle, wobei die Opfer im Rahmen rechtsextremer Deutungsmuster als minderwertig beurteilt werden.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


25.04.03 / Zur Analyse von sozialen Netzwerken
Der Münchner Sozialpsychologe Florian Straus hat ein Buch zu "Netzwerkanalyse. Gemeindepsychologische Perspektiven für Forschung und Praxis" (Deutscher Universitätsverlag) verfasst, das der Rezensent Christian Reutlinger als grossartiges Standardwerk zu diesem Thema empfiehlt. So arbeitet der Autor die Geschichte der Netzwerkanalysen auf, formuliert eine Skizze zu einer Theorie sozialer Verortung und zeigt abschliessend die Möglichkeiten der Methode der Netzwerkanalyse für die Forschung und die psychosoziale Praxis auf.
Die Rezension ist bei socialnet nachzulesen.


06.04.03 / Soziologische Theorie der Sozialpolitik und des Sozialstaats
Der Schweizer Soziologe Franz-Xaver Kaufmann hat sich seit 1968, als er in Bielefeld auf den ersten soziologisch ausgerichteten Lehrstuhl für Sozialpolitik in der BRD berufen wurde, intensiv und wirkmächtig mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ein Klassiker schon ist seine theoretische und historische Auseinandersetzung mit dem Wert der Sicherheit aus dem Jahre 1973. Ebenfalls von hoher theoretischer Relevanz sind seine Beiträge zur Geschichte der Sozialpolitik, zu den Formen sozialpolitischer Intervention oder zu den Steuerungs-, Wohlfahrts- und Integrationsproblemen des Sozialstaats. Nun hat Kaufmann diese zahlreichen und verstreuten Beiträge in einem sehr zu empfehlenden Buch neu herausgebracht: "Sozialpolitik und Sozialstaat: Soziologische Analysen". Leske + Budrich


30.03.03 / Familiale Arbeitsteilung in Stieffamilien
In der letzten Nummer der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (4/2002) hat sich Jan Eckhard der "Arbeitsteilung in Stieffamilien" gewidmet. Er hat dabei empirisch festgestellt, dass diese im Vergleich mit anderen Familien verstärkt zu nicht-traditionalen Formen der Arbeitsteilung tendieren. So finden sich bei 12.8% der Stieffamilien eine egalitäre Arbeitsteilung, jedoch nur bei 5.6% der anderen Familien. Der Autor erklärt diese Unterschiede damit, dass "die Non-Traditionalität der Stieffamilien auf ein Fehlen eindeutiger Rollenmuster für die Elternteile der Stieffamilien zurückzuführen ist" (731). Eckhard streicht zudem heraus, dass es - in Differenz zu gängigen Vorurteilen - für die Beteiligung an der familialen Arbeit bedeutungslos, ob die Person ein leiblicher oder ein nicht-leiblicher Elternteil ist.


28.03.03 / Soziale Arbeit und Systemtheorie
Ein neu entstandenes Portal - SozialArbeit.ch - widmet sich der Verbindung von Sozialer Arbeit und der soziologischen Systemtheorie. Dahinter stehen Horst Uecker und Marcel Krebs, die versuchen, die scharfen Beobachtungsinstrumente der Systemtheorie für die Soziale Arbeit nutzbar zu machen. Gegenwärtig überzeugen die Websites vor allem durch die breiten Literaturverweise.


16.03.03 / UNIVOX-Trendbericht "Gesellschaft" 2002/03
Der Univox-Trendbericht des Soziologen François Höpflinger bezieht sich auf Einstellungen zu verschiedenen Lebensformen, zur Arbeitsteilung von Mann und Frau, zur Armutswahrnehmung, zu gesellschaftlichen Interessengegensätzen, zur Verunsicherung und zum Ausländerstimmrecht.
Hier einzelne Ergebnisse: Die meisten SchweizerInnen nehmen ein zunehmendes Armutsrisiko wahr. 75% sehen Interessengegensätze zwischen SchweizerInnen und AusländerInnen, 60% zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen, 53% zwischen Menschen mit akademischer Ausbildung und Volkschulausbildung sowie 50% zwischen Jungen und Alten.
Eine Kurz-Zusammenfassung des Berichts findet sich auf den Websites der gfs.


04.03.03 / Erwerbsunfähigkeit als Armutsrisiko
Im Kanton Zürich haben im zweiten Halbjahr 2001 rund 30'000 Personen (2.4% der Zürcher Bevölkerung) Sozialhilfe bezogen. Der Bericht des Statistischen Amtes bestätigt die Tatsache, dass Kinder, ledige und geschiedene Personen überdurchschnittlich in der Sozialhilfe vertreten sind. Offensichtlich führen die finanziellen Belastungen bei der Gründung einer Familie sowie die verhinderte Vollzeittätigkeit wegen Erziehungspflichten zu einem erhöhten Armutsrisiko. Auch AusländerInnen sind aufgrund ihrer schlechten Arbeitsmarktchancen bei den SozialhilfebezügerInnen übervertreten. Ältere Menschen müssen dagegen nur in Ausnahmefällen Sozialhilfe in Anspruch nehmen.
Mehr dazu im Statistik.info 3/2003 des Statistischen Amtes des Kantons Zürich.


02.03.03 / Zum Tod eines Klassikers der Soziologie
Am 23. Februar ist in New York der amerikanische Soziologie Robert King Merton im Alter von 93 Jahren gestorben. Beeinflusst vom Grosstheoretiker Parsons wie auch vom Empiriker Lazarsfeld war er bestrebt, Theorien mittlerer Reichweite zu entwickeln, die ein klar abgegrenztes Feld der sozialen Realität erhellen sollten. In seinen zahlreichen Schriften entwickelte er verschiedene Konzepte, die heute zum soziologischen Basiswissen gehören (wie z.B. relative Deprivation, selbsterfüllende Prophezeiung, Rollenset, unbeabsichtigte Nebenfolgen, latente und manifeste Funktionen). Für die Soziale Arbeit besonders interessant ist seine berühmte Erklärung von abweichenden Verhalten mit dem Konzept der Anomie. Dieses zeigt sehr schön auf, dass Menschen von nicht anerkannten Mitteln Gebrauch machen, wenn ihre soziale Lage sie daran hindert, ihre gesellschaftlich anerkannten Ziele mit anerkannten Mitteln zu erreichen.

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18.02.03 / Für ein erweitertes Vaterschaftskonzept
Der deutsche Familienforscher Wassilios Fthenakis hat im letzten Jahr eine Studie publiziert, welche die Vaterrolle im Entwicklungsprozess von Familien untersucht. Dabei sticht besonders die Erweiterung des Vaterschaftskonzepts heraus, welche er mit Bezug auf die amerikanische Diskussion zum "New Fathers Paradigm" herausarbeitet. Dieses weist die ausschliessliche Definition von Vätern als Ernährer zurück und betrachtet zusätzliche Aspekte väterlichen Engagements. Die interessante empirische Untersuchung widmet sich dann dem Konzept der Vaterschaft bei Paaren ohne Kinder, bei Paaren im Übergang zur Elternschaft, in Familien mit Schulanfängern und bei Vätern von Jugendlichen.
Das lesenswerte Buch ist kostenlos beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu beziehen. Dort liegt ebenfalls eine Zusammenfassung als Download-Version vor.


08.02.03 / Trinkgewohnheiten und sozio-kulturelle Trinknormen
Der Alkoholkonsum wird von verschiedenen sozialen Faktoren wie Trinkanlass, tolerierte Menge und Zeitpunkt beeinflusst. Im Journal of Studies on Alcohol (2002, 63) wird eine Studie vorgestellt, welche die Zusammenhänge zwischen persönlichen Trinkgewohnheiten und sozio-kulturellen Erwartungen an normalen bzw. problematischen Alkoholkonsum aufzeigt.
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27.01.03 / Triumph und Elend des Neoliberalismus
Der Schweizer Soziologie-Kongress 2003 vom 1.-3. Oktober findet nach 15 Jahren wieder einmal in Zürich statt. Mit dem Kongressthema "Triumph und Elend des Neoliberalismus" möchte die Schweiz. Gesellschaft für Soziologie einen Beitrag leisten zur Neuorientierung angesichts der Ernüchterung bezüglich der neoliberalen Verheissungen und der verbreiteten Zukunftsungewissheit. So sind etwa folgende Schwerpunktthemen vorgesehen: Politik und Wirtschaft im Spannungsfeld von De- und Reregulation, die Renaissance der sozialen Frage, Produktionsprozesse globaler Ungleichheiten.
Auf den Websites der SGS findet sich das (gekürzte) Referat des Präsidenten Th. Eberle anlässlich der öffentlichen Präsentation des Kongressthemas (Publikationen -> Bulletin 117).

19.01.03 / Die Soziologinnen-Lücke
Der Aufbruch der Soziologie und das Auftauchen der Frauen in der Wissenschaft findet etwa zur selben Zeit statt. Dies sei kein Zufall, so zitiert Gregor Husi die Mannheim-Schülerin Viola Klein in der aktuellen "Wochenzeitung" vom 16.1., denn beiden Vorgängen liegen die soziale Frage des 19.Jahrhunderts zugrunde. Dennoch wissen wir sehr wenig über die ersten Soziologinnen und ihre Texte. Husi's Artikel über die "Vergessenen Soziologinnen" versucht nun diese Lücken im Kanon der Soziologie wenigstens zu verringern.

10.01.03 / Sozialräumliche Soziale Arbeit
Sozialraumorientierten Ansätzen wird in der Jugendarbeit in der letzten Zeit eine besondere Bedeutung zugesprochen. Oft wird dabei allerdings der soziale Raum in einer verkürzten physikalischen bzw. geographischen Konzeptualisierung als Territorium oder Ort verstanden. So geht neben dieser materiellen Komponente der symbolische Aspekt des sozialen Raums verloren. In einem Artikel in der Neuen Praxis ("Der 'sozialräumlicke Blick' der Jugendarbeit - ein Beitrag zur Sozialraumdebatte", 3/2002) spricht sich dagegen Ulrich Deinet für eine subjektorientierte Sichtweise aus. Ein solches Verständnis versucht Einblicke in die Sozialräume von Jugendlichen zu bekommen, indem sie ihre eigenständige Auseinandersetzung mit der Umwelt, ihre kreative Gestaltung und Erweiterung des Handlungsraums, ihre Inszenierung im öffentlichen Raum usw. in den Vordergrund rückt.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.
Für eine fundierte Diskussion des Raumkonzepts vgl. Martina Löw (2001): Raumsoziologie. Suhrkamp


05.01.03 / Sozialisation - ein veraltetes Konzept?
Der Begriff "Sozialisation" gilt seit den 70er Jahren des 20.Jahrhunderts als Schlüsselbegriff zur Klärung der Frage, wie der Mensch zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt wird. Seit einiger Zeit wird jedoch Kritik an diesem Konzept laut: Die Kindheitsforschung etwa weist den Begriff als zu funktionalistisch zurück, weil Kindheit nur als Übergangsphase zum Leben als Erwachsener verstanden werde. Andere betonen, dass Sozialisation stets Selbstsozialisation sei, weshalb sich auch die Erziehungswissenschaften auf Vorgänge der bewussten Selbsterziehung und -bildung zu richten habe. Diese Kritikpunkte werden nun in der Zeitschrift für Pädagogik ("Sozialisation" -ein substanzieller Begriff oder anachronistische Metapher?, Nr. 6, 2002) von der Klagenfurter Erziehungswissenschaftlerin Ulrike Popp relativiert. Sie plädiert - in Anlehnung an die konstruktivistische Sozialisationsforschung - dafür, die konstruktiven Anteile der Individuen bei der Ausbildung von Kompetenzen und Orientierungen wie auch die Phänomene der sozial strukturierten Mitwelt (Herkunftsbedingungen, Handlungsspielräume) zu berücksichtigen, welche für die Entwicklung des Individuums relevant sind.
Literaturtip: Matthias Grundmann (Hg.)(1999): Konstruktivistischen Sozialisationsforschung. Suhrkamp. Das Buch wie auch die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


27.12.02 / Bourdieu's Anti-Autobiographie
Nun ist also "Ein soziologischer Selbstversuch" (Suhrkamp 2002) von Pierre Bourdieu erschienen - zuerst auf deutsch, weil er dieser Leserschaft mehr Unvoreingenommenheit zutraute als den französischen Intellektuellen. Denn er war sich über das Wagnis einer soziologischen Selbstreflexion stets im Klaren. Mit seinem Tod wurde dieses Unterfangen jedoch als eine Art letztes Vermächtnis des kranken Bourdieu in Gestalt einer autobiographischen Besinnung umzufälschen versucht. Der Text jedoch, der das philosophische und soziologische Feld auslotet wie auch die Besonderheiten seines (gespaltenen) Habitus mit der sozialen Herkunft und mit persönlichen Erfahrungen zusammenbringt, dieser Text verdient es "als ein Muster soziologischer Analyse (gewürdigt zu werden), welches das Potential an kritischer Reflexivität dieser Art zu denken beispielshaft zum Ausdruck bringt" (so Franz Schultheis im Nachwort).


15.12.02 / Assistenzdienste für Behinderte - eine Evaluation
In der neuen Nummer der "Zeitschrift Forschung und Wissenschaft Soziale Arbeit" (2/2002) stellt Edgar Baumgartner ausgewählte Ergebnisse seiner Evaluation eines Pilotprojekts im Kanton Zürich vor, in welchem das Modell der Persönlichen Assistenz für Behinderte umgesetzt wurde. Dieses Modell räumt den behinderten Menschen mehr Wahlmöglichkeiten und Entscheidungskontrolle ein, insofern sie aufgrund von subjektorientierten Direktzahlungen über ihre Betreuungssituation selbst bestimmen können. Neben den positiven Befunden (wie z.B. der Umstellung von informeller oder organisierter Hilfe auf Assistenzdienste oder dem Anstieg der Zufriedenheit) weist der Autor aber auch auf die Grenzen der Wirksamkeit hin (z.B. Probleme bei der Rekrutierung von AssistentInnen). Abschliessend formuliert er deshalb einige interessante Möglichkeiten zur Optimierung des Modells. Da die Ausführungen eher knapp sein mussten, darf man gespannt sein auf das demnächst erscheinende Buch des Autors.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


08.12.02 / Ungleiche Bildungsabschlüsse zuungunsten von Jungen
Was sich auch in der Schweiz bemerkbar macht, ist in Deutschland nun anhand der amtlichen Statistik nachgewiesen worden: Im Bildungssystem zeigt sich eine soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zuungunsten von Jungen. Gemäss Heike Diefenbach und Michael Klein, die die Daten in der aktuellen Zeitschrift für Pädagogik (2002, Nr.6, 938-958) aufgearbeitet haben, werden diese Nachteile vom Anteil männlicher Grundschullehrer und von der Arbeitslosenquote in der Region beeinflusst.
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29.11.02 / John Rawls ist tot
Der amerikanische politische Philosoph John Rawls ist am 24.11. im Alter von 81 Jahren gestorben. Sein Werk "Eine Theorie der Gerechtigkeit" (1971) gilt als eines der bedeutendsten Bücher des 20.Jahrhunderts. So schreibt etwa Wolfgang Kersting in seiner Einführung (Junius Verlag), es trage "mit grösster systematischer Konzentration auf 600 Seiten die argumentativ dichteste und elaborierteste Theorie der politischen und sozioökonomischen Gerechtigkeit vor, die in der Geschichte der praktischen Philosophie bis heute entwickelt worden ist".
In den zahlreichen Nachrufen wird zudem auch die Bedeutung seines zweiten Hauptwerks "Politischer Liberalismus" (1993) herausgestrichen, in welchem er sich (teilweise selbstkritisch) mit den Bedenken seiner KritikerInnen auseinandergesetzt und seine Thesen weiterentwickelt hat.
Auch in der Theorie Sozialer Arbeit sind Rawls Einflüsse sichtbar. So hat sich beispielsweise Micha Brumlik 1992 zur ethischen Begründung sozialer Dienste bzw. sozialpädagogischer Interventionen auf seine Theorie der Gerechtigkeit bezogen.
Hier eine Bibliographie von Rawls' Schriften.


25.11.02 / Soziale Ungleichheit in der Schweiz
Die aktuelle Ausgabe der Schweiz.Zeitschrift für Soziologie (2/02) widmet sich der Thematik der sozialen Ungleichheit.
Die Artikel thematisieren - so schreibt Beat Fux im Editorial - fast auschliesslich strukturelle Ungleichheiten, die kulturelle Dimension ("Lebensstile") bleibt ausgespart. Zudem sind Beiträge aus den Fachhochschulen und Bundesämtern untervertreten.
Nach einem einleitenden Übersichtsartikel behandeln die Artikel die Meso-Strukturen in der Schichtungsanalyse (Levy), ein Drei-Länder-Vergleich basierend auf dem Deprivationskonzept (Suter/Paris), die Effekte der Öffnung des Welthandels auf die Einkommensungleichheit (Ramirez/Deutsch/Silber), die Veränderungen in der Ungleichheitsstruktur (Bergman/Joye/Fux), die geschlechtsspezifischen Muster von Armut (Budowski/Tillmann/Bergman), die Armut von Alleinerziehenden im Lebensverlauf (Budowski/Suter) sowie die soziale Verträglichkeit des Reichtums (Mäder/Streuli).
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


16.11.02 / Karriere dank Leistung?
In der Sozialen Arbeit zeigt sich vielfach, dass die Verantwortung für soziale Probleme nicht ohne weiteres den Betroffenen zugeschrieben werden kann. Doch wie steht es mit den Erfolgen? Die gesellschaftliche Elite neigt dazu, ihre Karriere sich selbst bzw. den eigenen Leistungen zuzuschreiben. Dies ist jedoch ein Mythos, meint der deutsche Soziologe Michael Hartmann in seinem neuesten Buch.
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09.11.02 / Kritik an Beck's Theorie der reflexiven Modernisierung
Beck's Kennzeichnung eines gesellschaftlichen Übergangs zur "Zweiten Moderne", die sich u.a. in der Entgrenzung der Risiken und der Individualisierung der privaten Lebensführung äussert, wird vom Bamberger Soziologieprofessor Richard Münch in der aktuellen Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (3/2002) kritisch unter die Lupe genommen. Nach einer differenzierten Analyse der zentralen Annahmen kommt er zu folgendem Schluss: Die Probleme beginnen mit der Verallgemeinerung einer Zeitdiagnose für einen begrenzten Zeitraum. Die Veränderungen sind denn nicht so eindeutig, variieren stark zwischen den Ländern und sind zudem stark medial erzeugten Schwankungen unterworfen. Das Problem dieser Theorie ist ihre Herkunft aus der Zeitdiagnose: Diese "konstruiert kollektiv geteiltes Bewusstsein, stiftet Sinn und bestätigt sich auf diese Weise selbst. Eine wissenschaftliche Theorie stellt Behauptungen auf, die an der Realtität scheitern können" (S.441).


04.11.02 / Modellprojekt mit alkoholabhängigen SozialhilfeempfängerInnen
Das Münchner Sozialamt hat im Rahmen eines Modellprojektes SozialhilfeempfängerInnen mit Alkoholproblemen aufgefordert, sich einer ambulanten Entwöhnungstherapie und beruflicher Reintegration zu unterziehen. Einige ernüchternde Ergebnisse dieses Unterfangens werden nun von einem AutorInnen-Team um Michael Nowak in der Zeitschrift "Fortschritte der Neurologie Psychiatrie" (2002, 70, 429-437) vorgestellt.
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26.10.02 / Hat die Soziale Arbeit ein politisches Mandat?
Im Rahmen einer Veranstaltung der Zeitschrift "Sozial Extra" im Frühling 2000 entbrannte eine heftige Debatte um ein politisches Mandat der Sozialen Arbeit. Obwohl die Fetzen flogen, sind die Meinungsverschiedenheiten meist auf Unterschiede im Verständnis des Politischen zurückzuführen. Angesichts des grossen fachöffentlichen Interesses an diesem Thema hat Roland Merten dann 2001 ein Buch zur Frage "Hat Soziale Arbeit ein politisches Mandat?" (Leske + Budrich) herausgegeben, in welchem die verschiedenen Positionen zur Mandatierung und zum Politischen etwas vertiefter dargestellt sind. Trotz des polemischen Getöses sind diese Positionen m.E. auf einer konkreteren Ebene gar nicht so weit voneinander entfernt. Günter Rieger hat nun im Sozialmagazin (Nr.5, 2002) sehr gut an diese Debatte angeknüpft, indem er einen Schritt "Von der Sozialpolitik zur Sozialarbeitspolitik" fordert. Besonders gefällt, dass er nicht nur die Funktionen der Sozialarbeitspolitik (Aufklärung, Politikberatung, Evaluation von politischen Programmen, Aktivierung) aufzeigt, sondern skizziert, wie VertreterInnen der Sozialen Arbeit politisch handeln können.
Das Buch und die Zeitschrift finden sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


17.10.02 / Zusammenhang zwischen Schulleistungen und sozialer Position der Eltern
Eine detaillierte Analyse der PISA-Studie in der Schweiz zeigt, dass zwischen der sozioökonomischen Position der Eltern und dem schulischen Leistungsniveau ihrer Kinder ein deutlicher Zusammenhang besteht. Auf der Website des Statistischen Amtes des Kantons St.Gallen findet sich eine Kurzzusammenfassung und eine Grafik zu diesem Thema unter dem Titel "Für die Zukunft vorbereitet?"
Ein ausführlicher Gesamtbericht über die Ergebnisse der PISA-Studie in den Kantonen St.Gallen, Bern und Zürich kann bei der Forschungsstelle der Pädagogischen Hochschule bezogen werden.


25.09.02 / "gelingendes Leben" als Leitperspektive Sozialer Arbeit?
Zum "Auftrag" der Sozialen Arbeit liegen schon verschiedene theoretische Klärungsversuche vor: Neben einer (etwas unbefriedigenden) Aufzählung von verschiedenen Aufgaben und Tätigkeiten liegen Vorschläge vor, die das Gemeinsame Sozialer Arbeit an einem bestimmten Gegenstand festmachen (z.b. als soziale Probleme, unbewältigtes Leben) oder in ihrer Funktion sehen (z.B. Integration, Inklusion). Zu dieser Diskussion trägt nun ein Artikel von Wolfgang Wahl bei, der versucht gelingendes Leben als Leitperspektive Sozialer Arbeit herauszuarbeiten. Er hofft damit, sowohl den Gegenstand wie auch die Ziele Sozialer Arbeit zu umreissen und damit die normativen Aspekte mitzubedenken.
Der Artikel findet sich auf dem Portal Sozialarbeitswissenschaften.


20.09.02 / Familienaufstellungen aus systemischer Sicht
Im Online-Journal für systemisches Denken und Handeln "Das gepfefferte Ferkel" finden sich verschiedene Beiträge zur Aufstellungsarbeit nach Bert Hellinger: Jörg Eickhoff stellt das Theoriekonzept und die Praxis der Aufstellungsarbeit vor. Fritz B. Simon und Arnold Retzer beleuchten kritisch das Verhältnis von Bert Hellinger und der systemischen Psychotherapie. Schliesslich findet sich darin auch eine "Stellungnahme der Systemischen Gesellschaft zur Aufstellungsarbeit nach Bert Hellinger", die klar zwischen der Methode des Aufstellens und der Praxis, wie sie in weiten Teilen im beruflichen und halbberuflichen Feld eingesetzt wird, unterscheidet. Auch diese Stellungnahme mündet im Fazit: Aufstellungsarbeit ist keine systemische Therapie.


01.09.02 / Zur Qualitätsentwicklung von Heimen
Annegret Wigger und Sylvia Lustig haben im Rahmen eines DO-RE-Forschungsprojektes im Auftrag des Amts für Soziales des Kantons St.Gallen ein Beobachtungsinstrument entwickelt, mit dem sich die Betreuungsqualität in Kinder- und Jugendeinrichtungen erfassen und bewerten lässt. Dieses Aufsichts- und Qualitätsentwicklungsinstrument
zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass alle wichtigen Gruppen einbezogen werden, dass die Selbstevaluation durch Externe fachlich moderiert wird und dass Selbst- und Fremdevaluation klar getrennt werden.
Wer sich weiter dafür interessiert, sei auf die Publikation "Ist Lebensqualität in Heimen messbar? Handbuch und wissenschaftlicher Kommentar" (2002, edition soziothek) verwiesen, zu der nun auch eine Rezension erschienen ist.


27.08.02 / Systemtheorie ist nicht hinreichend für eine Theorie Sozialer Arbeit
In der aktuellen Ausgabe der Neuen Praxis (3/2002) stellt sich Albert Scherr die Frage "Soziologische Systemtheorie als Grundlage einer Theorie der Sozialen Arbeit?" Er argumentiert dann, dass die Luhmann'sche Theorie den Gegenstandsbereich Sozialer Arbeit nicht umfassend theoretisch beschreiben könne. Denn Soziale Arbeit ist nicht nur auf soziale Systeme bezogen, sondern zielt über Beratung, Erziehung, Bildung usw. auch auf Individuen und ihr Erleben und Denken. Die Theorie sozialer Systeme bedarf damit nach Scherr einer psychologischen und normativen Erweiterung. Hierfür böten sich aber auch innerhalb der Systemtheorie Möglichkeiten, nämlich über die Begriffe symbiotische Mechanismen, Koppelungsmechanismen und strukturelle Koppelung. Diese seien aber erst noch systematisch zu entfalten.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


24.08.02 / Zur Interdisziplinarität in der Suchtarbeit
In der Suchtarbeit sind oft verschiedene Berufsgruppen am Werk. Diese Zusammenarbeit erweist sich aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen, Aufgaben, Berufsverständnisse und ungleichem Prestige oft als schwierig. In der Zeitschrift "Abhängigkeiten" (2002, Nr.1, 20-28) widmet sich Toni Berthel diesem Thema.
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11.07.02 / Beiträge zur Schulsozialarbeit
Die aktuelle Ausgabe des Archivs für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit (Nr.2, 2002) widmet sich in verschiedenen Beiträgen dem Thema "Schulsozialarbeit": Erich Hollenstein skizziert in allgemeinen Zügen das Berufsfeld, Franz Bettmer u.a. widmen sich den Funktionsüberschneidungen und -differenzen zwischen Sozialer Arbeit und Schule, Franz Schermer und Angelika Weber zeigen vor dem Hintergrund einer empirischen Studie die Erwartungen der Lehrkräfte an die Schulsozialarbeit auf und Jens Jongebloed und Frank Nieslony beleuchten die interdiszplinäre Kooperation in der Schule.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


02.07.02 / Zur Entwicklung der Sozialhilfe in Schweizer Städten

Acht Schweizer Städte haben mit Unterstützung eines Hamburger Beratungsunternehmens ihre Sozialhilfe zum vierten Mal miteinander verglichen. Der "Kennzahlenvergleich Sozialhilfe in Schweizer Städten" lässt erkennen, dass die Zahl der SozialhilfebezügerInnen im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken ist. Die Struktur der Fälle bleibt weiterhin ähnlich - klare Dominanz der 1-Personen-Fälle und zugleich ein stetiges Wachstum von Eineltern. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre befinden sich weit überdurchschnittlich im Sozialhilfebezug.
Der Bericht kann auf der Website der Städteinitiative heruntergeladen werden.


29.06.02 / Gewalt in der Familie
Die Zentralstelle für Familienfragen des Bundesamts für Sozialversicherung gibt die Zeitschrift "Familienfragen" heraus, welche sich jeweils in Kurzbeiträgen verschiedenen Aspekten der Familie widmet. Die aktuelle Ausgabe (1/2002) hat die Gewalt in der Familie als Schwerpunkt. So finden sich in dieser Nummer Beiträge zu Formen und Ausmass der Gewalt, zur rechtlichen Regelung des privaten Zusammenlebens, zur Gewaltprävention sowie ein Interview mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Stefan Herzka.
Die Zeitschrift kann beim Bundesamt kostenlos bezogen werden.


13.06.02 / Sozialbericht 2000 evaluiert
Der in Buchform erschienene Sozialbericht 2000 ist im Auftrag des Schweiz. Nationalfonds evaluiert worden. Dabei erwiesen sich die zusammenfassende Darstellung von sozialwissenschaftlichen Daten, die Verwendung von Indikatoren, Aufbau und Grobstruktur des Buches sowie die hohe Glaubwürdigkeit des Inhalts als Stärken des Berichts. Als zentrale Schwachpunkte wurden v.a. die Unklarheit des eigentlichen Adressaten, die Unschärfe des Buchtitels und der einzelnen Indikatoren-Titel sowie das nicht ersichtliche Gesamtkonzept bewertet.
Nachzulesen ist die "Zusammenfassung Evaluation des 'Sozialbericht 2000'" auf der Website des SPP Zukunft Schweiz.


09.06.02 / Für eine kritische Wertepolitik
Wird gegenwärtig in der Schweiz vor allem um die Interpretation von Sicherheit gerungen, so stehen freilich immer auch die anderen Werte zur Disposition. Gregor Husi beleuchtet in der Zeitschrift Widerspruch ("Linke Wertepolitik? Im Zeichen von Freiheit, Gleichheit und Sicherheit", 2002, Nr.42, 101-112) die parteipolitischen Diskussionen der Grundwerte sowie die aktuellen Wertediskurse in der Soziologie. Letzterer attestiert er entweder Wertabstinenz oder Unterkomplexität. Er fordert dagegen eine philosophisch aufgeklärte Wertesoziologie als empirisch gesättigte Gesellschaftstheorie. Politische Parteien, die sich am Gemeinwohl orientieren, wären daran zu bemessen, inwieweit sie nach einer neuen Balance von Freiheit, Gleichheit und Sicherheit suchen.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


01.06.02 / Alkoholprobleme bei Frauen
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung sind auch Frauen von Alkoholproblemen betroffen. Vor allem gut qualifizierte Erwerbstätige neigen gemäss einer deutschen Untersuchung zu einem höheren Konsum. Deshalb plädiert der Suchtberater Christof Wild-Sieber in einem Artikel in der Rheintalischen Volkszeitung vom 30.Mai 2002 für eine Früherkennung von Suchtproblemen am Arbeitsplatz, wobei mittels einer geschlechtsspezifischen Suchtprävention auch die Frauen zu erreichen wären.
Zum Artikel


29.05.02 / Kinderbetreuung im Kanton St.Gallen
Die Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen hat das St.Galler Staatspersonal nach seiner aktuellen Situation und seinen Bedürfnissen bezüglich Kinderbetreuung befragt. Die detaillierten Ergebnisse, die über die Website der Fachstelle heruntergeladen werden können, lassen sich folgendermassen zusammenfassen: Ein Grossteil der Befragten würde die Kinder am liebsten familienintern betreuen. Allerdings besteht unter den realen Umständen ein erhebliches Interesse an professionellen Kinderbetreuungsangeboten. Solche Angebote würden das Interesse der Frauen fördern, den Beschäftigungsumfang zu erhöhen. Zudem besteht ein starkes Interesse an derartigen Angeboten auch unter jenen MitarbeiterInnen, die vielleicht später einmal Kinder haben.


20.05.02 / Aktivierender Staat als neues (sozial-)politisches Leitbild
Seit Jahrzehnten wird der Sozialstaat aus konservativer und (neo-)liberaler Perspektive kritisch diskutiert. In letzter Zeit wird in Deutschland nun von sozialdemokratischer Seite das Leitbild "aktivierender Staat" mit dem Programm des Forderns und Förderns entwickelt, das sich durch eine gewisse Nähe zum Programm des "Dritten Wegs" auszeichnet.
Heinz-Jürgen Dahme und Norbert Dahme stellen dieses Leitbild und die Konsequenzen für die Soziale Arbeit in der aktuellen Neuen Praxis vor ("Aktivierender Staat", 1/2002, 10-32).
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12.05.02 / Die Wiederentdeckung der Haushaltsgemeinschaft
Die Vielfalt moderner Lebensformen lässt sich durch die unterschiedliche Kombination von Elternschaft, Partnerschaft und Haushaltsgemeinschaft beschreiben. Letzterer Assoziationsform ist allerdings - mit Ausnahme der amtlichen Statistik - wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit zugefallen. Dies ändert sich nun allmählich: Die Sozialwissenschaften interessieren sich wieder für den Begriff des privaten Haushalts, wie Sylvia Gräbe in der NZZ ("Gemeinsames Wohnen und Wirtschaften", Nr.107, 11./12. Mai 2002) darstellt. In der gleichen Ausgabe zeigt der Historiker André Holenstein auf, wie das "Haus" in den Ökonomiken der frühen Neuzeit als soziales und politisches Ordnungs- und Deutungsmodell verhandelt wurde.


28.04.02 / Alltägliche Lebensführung
"Alltag", "Lebensbewältigung" und "Lebenswelt" sind Begriffe, die in der Sozialen Arbeit notorisch diffus verwendet. Das in der Arbeits- und Berufssoziologie entwickelte Konzept der "alltäglichen Lebensführung" richtet den Blick nun genau auf diese praktische Alltagsorganisation und könnte dadurch etwas Klarheit in das theoretische Verständnis des Alltags bringen. Zudem bietet es mit der Beleuchtung der Handlungsebene (also des Zusammenhangs aller Tätigkeiten der Menschen in ihren verschiedenen Lebensbereichen) eine gute Ergänzung zum Lebenslageansatz, der die Ressourcen- und Belastungsebene thematisiert.
In der aktuellen Ausgabe der Blätter der Wohlfahrtspflege (2/2002) stellt Rita Sahle ("Alltägliche Lebensführung. Alltag als Arrangement von Tätigkeiten", S. 45-49) das Konzept in groben Zügen vor. Weitere Informationen sowie Texte zum Herunterladen finden sich auf den umfangreichen Websites des Forschungsnetzwerks zur Lebensführung.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.

13.04.02 / Gesellschaft des langen Lebens
Gestern ist in Madrid die 2. Weltkonferenz der Uno über das Altern zu Ende gegangen. Eine schweizerische Arbeitsgruppen hat hierfür einen Diskussionsbeitrag über "Langlebigkeit - gesellschaftliche Herausforderung und kulturelle Chancen" ausgearbeitet. Er befasst sich u.a. mit Fragen der materiellen Sicherheit, des Wohnens und der Lebensqualität, des Alterns von MigrantInnen sowie der Wahrung der menschlichen Würde, auch wenn die Kräfte nachlassen. Der umfangreiche Bericht ist über die Website des Bundesamts für Sozialversicherung abrufbar.

10.04.02 / Nationales Forschungsprogramm zu "Integration und Ausschluss"
Der Schweiz. Nationalfonds hat ein Nationales Forschungsprogramm zum Thema "Integration und Ausschluss" (NFP 51) ausgeschrieben. Das Programm, dem 12 Millionen Franken zur Verfügung stehen, "will eine kritische Reflexion zum Umgang der Schweiz mit Differenz ermöglichen, Ausschlusstendenzen erkennbar machen, die Reintegration ausgegrenzter Individuen und sozialer Gruppen sowie den toleranten Umgang mit Minderheiten in der Schweiz fördern". Die einzureichenden Forschungsbeiträge sollen sich vier Themenschwerpunkten zuordnen lassen: Sozial- und Fürsorgewesen, Erziehung und Bildung, Gesundheitspolitik und Rechtssystem/Rechtspflege.

01.04.02 / Einjähriges Jubiläum von Socialia
Socialia kann heute das einjährige Jubiläum feiern. Die stetig steigenden Zugriffszahlen bestätigen das gewählt Konzept dieser Web-Site. Deshalb sollen auch künftig soziale Themen aus der Sicht der Soziologie und der Wissenschaft Sozialer Arbeit Interessierten zugänglich gemacht werden. Angestrebt wird jedoch eine nochmalige Steigerung der Taktrate im Newsletter, wozu weitere AutorInnen gesucht werden, die sporadisch ihre Lesefrüchte anderen mitteilen möchten. Zudem soll das spezifische Angebot für Studierende der FHS Soziale Arbeit in Rorschach optimiert werden, indem einerseits die Unterrichtsmaterialien thematisch erweitert werden und andererseits die im Unterricht behandelten Themen vertieft werden.

27.03.02 / Regelmässiger Alkoholkonsum von Jugendlichen der Schweiz
Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und anderer Drogenprobleme (SFA) in Lausanne führte bei 11- bis 15-jährigen Schülern und Schülerinnen im Zeitraum zwischen 1986 und 1998 eine Untersuchung zum regelmässigen Alkoholkonsum durch. Emmanuel Kuntsche stellt nun die Ergebnisse in der Zeitschrift Sucht vor ("Veränderungen des jugendlichen Alkoholkonsums von 1986 bis 1998", 2001, Jg.47, Nr.6, 393-403).
Zu allen Messzeitpunkten konsumierten ca. 8% der Jugendlichen mindestens einmal wöchentlich wenigstens ein alkoholisches Getränkt. Im zeitlichen Vergleich ist dieser Anteil unter den 11- und 13-Jährigen leicht gesunken, unter den 15-Jährigen dagegen angestiegen. Der Autor deutet dieses Ergebnis als ein Hinauszögern des Einstiegsalters und damit als Erfolg der primären Prävention von Alkoholkonsum.


21.03.02 / Zum Wert von Haus- und Familienarbeit
Die Forschung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Bern und das Bundesamt für Statistik wollten wissen: Wie viel Franken ist eine Stunde Haus- und Familienarbeit wert? Eine Fachtagung am 27.April 2002 soll nun den Stellenwert unbezahlter Arbeit (von der Haus- und Familienarbeit ca. 92% ausmacht) genauer beleuchten. Weitere Informationen und interessante Links etwa zur Statistik der unbezahlten Arbeit, zum Wert der Haus- und Familienarbeit, zu Kinder- und Familienzulagen und auch zu den ReferentInnen finden sich auf der Web-Site zur Veranstaltung.


18.03.02 / Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit
Der Begriff des Sozialraums hat gegenwärtig Konjunktur, weshalb sich die Zeitschrift Widersprüche (2001, Heft 82) schwerpunktmässig diesem Thema widmet. Unter anderem problematisiert
Michael May ("Sozialraum: Unterschiedliche Theorietraditionen, ihre Entstehungskontexte und praktischen Implikationen") die aktuelle Debatte vor dem Hintergrund fast vergessener theoretischer Modelle: der Sozialökologie der Chicagoer Schule, der psychologischen Ökologie und den britischen Cultural Studies. Fabian Kessl ("Komm rein, dann kannst du rausschau'n!") wirft einen kritischen Blick auf die präventive Ausrichtung der Sozialraumorientierung. Sehr schön zu lesen ist der "virtuelle Meinungsaustausch zum Schwerpunktthema: Matthias Hamberger, Peter Marquard und Susanne Samelin - drei AkteurInnen, die in Tübingen, Freiburg und Lübeck an sozialraumorientierten Projektkonzeptionen bzw. deren Realisierung beteiligt sind - haben auf verschiedene Fragen der Redaktion geantwortet. Ihre unterschiedlichen Reaktionen wurden unter dem Titel "Die Rede vom Sozialraum ..." nachträglich dokumentiert.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


10.03.02 / Bildung und Beschäftigung
Die ersten Zwischenberichte des Nationalen Forschungsprogrammes "Bildung und Beschäftigung" wurden im November 2001 im Rahmen von Workshops in Bern vorgestellt und diskutiert. Die Dokumentation dieser Workshops ist nun vollständig im Web abrufbar. Darunter finden sich u.a. interessante Projekte zu "Habitusformationen, Mentalitäten und ökonomischen Alltagstheorien bei jungen Selbständigen" (Honegger/Schallberger), zu "Formen der Müttererwerbstätigkeit und ihren Veränderungen im Lebenslauf" (Baumgartner), zu den "Auswirkungen von Umbrüchen in der Arbeitswelt auf die Identität und Arbeitsethik junger Erwerbstätiger" (Bühler), zur "beruflichen Identität in Wechselwirkung mit den Anforderungen von Arbeitsflexibilisierung und kontinuierlicher Bildung" (Grote/Raeder) und zum "Berufseintritt als Übergang und Sequenz" (Sackmann).


04.03.02 / Gesundheitliche Auswirkungen der Armut im Kindes- und Jugendalter
Kinder und Jugendliche stellen in Deutschland mittlerweile diejenige Altersgruppe dar, die am häufigsten von Armut betroffen ist. Andreas Klocke thematisiert nun diese "Armut bei Kindern und Jugendlichen und die Auswirkungen auf die Gesundheit" (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2001, Heft 3). Aus seiner zusammengestellten Querschnitts
betrachtung geht hervor, dass die in Armut aufgewachsenen Kinder und Jugendlichen ihre psychosoziale Gesundheit schlechter bewerten und auch ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten (bzgl. Rauchen, Ernährung, Sport usw.) zeigen.


02.03.02 / Sozialhilfemissbrauch?
Im neuen Sozialmagazin (2/2002) widmet sich der deutsche Verwaltungsjurist Berthold Löffler dem heiklen Thema des Missbrauchs von Sozialhilfeleistungen. Seine Ausführungen basieren auf einer empirischen Untersuchung zu Art, Umfang und Höhe des Sozialhilfemissbrauchs im Landkreis Ravensburg, welche zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion und zu einer Rationalisierung der Missbrauchbekämpfung beitragen will.
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24.02.02 / Qualitative Forschung in der Kriminologie
Die neueste Ausgabe der Online-Zeitschrift "Forum Qualitative Sozialforschung" (Vol.2, No.1, 2002) widmet sich dem Einsatz von qualitativen Forschungsmethoden in der Kriminologie. Unter anderem zeigt Christoph Maeder ("Alltagsroutine, Sozialstruktur und soziologische Theorie") am Beispiel seiner Untersuchung in der Strafanstalt Saxeriet auf, wie die ethnographische Semantik in der Strafvollzugsforschung produktiv eingesetzt werden kann.
Nicht auf das Schwerpunktsthema bezogen, jedoch ebenfalls von Interesse ist der Artikel von Jens Zinn ("Konzeptionelle Überlegungen und eine empirische Strategie zur Erforschung von Individualisierungsprozessen"): Er widmet sich nämlich der Frage, wie das oft diffus verwendete und unhinterfragt vorausgesetzte Konzept der Individualisierung empirisch untersucht werden könnte.


16.02.02 / Entstaatlichung und soziale Sicherheit
Der diesjährige Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie findet vom 7.-11. Oktober 2002 in Leipzig zum Thema "Entstaatlichung und soziale Sicherheit" statt. Wie das Vorprogramm informiert, geht es dabei um alle Formen von Sicherheit in der Gesellschaft, weshalb nicht nur der Sozial-Staat , sondern vielmehr die Sicherheits-Gesellschaft den Schwerpunkt der sicherlich spannenden Auseinandersetzungen bildet.
Auf der Homepage des Kongresses finden Interessierte den neuesten Informationsstand.


07.02.02 / working poor - ein Problem für die Soziale Arbeit?
Esther Hilber Bürgi und Katharina Ingold Nägeli haben ihre Diplomarbeit an der Fachhochschule für Wirtschaft, Technik und Soziale Arbeit in Rorschach unter dem Titel "Working poor. Ein Soziales Problem - ein Problem für die Soziale Arbeit?" in der Edition Soziothek veröffentlicht. Die Arbeit vermittelt ein Grundwissen zum Thema working poor unter dem Aspekt beruflichen Handelns. Insbesonders beleuchtet sie die Auseinandersetzung der Sozialen Arbeit mit gesellschaftspolitischen Zusammenhängen am Beispiel von working poor.


03.02.02 / Revision des homo oeconomicus
In den Wirtschaftswissenschaften haben in den letzten Jahren psychologische und soziologische Erklärungsansätze zugenommen. Das der klassischen Ökonomie zugrunde liegende Menschenbild vom rationalen und nutzenorientierten Akteur ist verschiedentlich kritisiert und revidiert worden. So streben neuere Ansätze eine Synthese von Psychologie und Ökonomie an. In der NZZ haben sich im letzten Jahr führende Ökonomen aus aller Welt dazu geäussert
. Das Dossier "Psychologischen Grundlagen der Ökonomie" enthält ihre Beiträge.


27.01.02 / Zum Tode von Pierre Bourdieu
Die Fachwelt hat sich zahlreich zum Tode von Pierre Bourdieu vernehmen lassen: In der Frankfurter Rundschau Jürgen Habermas, Axel Honneth, Dirk Baecker, Sighard Neckel und Claudia Honegger, in der Süddeutschen Zeitung Wolf Lepenies. Habermas formuliert, was viele mit Blick auf die Soziologie wohl gedacht haben: "Nach Luhmann nun also Pierre Bourdieu ..." und deutet damit auf die grosse Lücke hin, die deren Tod gerissen hat.
[Hinweis von Gregor Husi]


24.01.02 / Pierre Bourdieu ist tot
Gestern abend ist der französische Soziologe Pierre Bourdieu im Alter von 71 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Bourdieu zählte zu den wichtigsten und einflussreichsten Vertretern der neueren Soziologie. Obwohl von vielen als Grosstheoretiker betrachtet, hat er seine theoretischen Reflexionen und Konzepte stets im Zuge von empirischen Analysen entwickelt. Ein Grossteil dieser Arbeiten widmete sich den Mechanismen zur Etablierung und Reproduktion sozialer Ungleichheit. Deren Originalität liegen insbesonders in der Betonung der symbolischen Dimension, wodurch es möglich wird, die ungleiche Verteilung von Lebenschancen mit unterschiedlichen Lebensstilen zu verknüpfen.
Hier findet sich eine Bibliographie seiner Schriften.


20.01.02 / Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Der Berliner Soziologe Ruud Koopmans unterscheidet in der neuesten Ausgabe des "Leviathan" (4/2001) zwischen zwei Formen des Rechtsradikalismus. Er plädiert zudem dafür, die Diskussion weniger auf den eher marginalen Rechtsextremismus und mehr auf die diffusere Fremdenfeindlichkeit zu konzentrieren. Zudem kritisiert er gängige Erklärungen und Lösungsvorschläge.
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13.01.02 / Geschlecht als Ordnungsprinzip
Das neue Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (41/2001), welches die Schweizer Soziologin Bettina Heintz herausgegeben hat, widmet sich dem Thema "Geschlechtersoziologie". Ausgehend von der Beobachtung, dass Geschlechterungleichheit heute in einigen Bereichen fast unverändert weiterbesteht, in andern hingegen praktisch verschwunden ist, suchen die verschiedene Artikel nach Erklärungen für diese Entwicklung. Sie repräsentieren damit nicht die ganze Geschlechtersoziologie, sondern konzentrieren sich auf die Frage der geschlechtlichen Ungleichheit. Drei Themenfelder stehen dabei im Vordergrund: Geschlecht und Modernisierung, geschlechtliche Ungleichheit auf den Ebenen von Interaktion, Organisation und Weltgesellschaft sowie in den institutionellen Kontexten von Familie, Beruf und Politik.


06.01.02 / Soziale Strukturierung von Lebensstilen
Die Klassen- und Schichtensoziologie hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend den Rang eines Paradigmas der Sozialstruktur- bzw. Ungleichheitsanalyse verloren. An ihrer Stelle sollte die Lebensstilsoziologie eine neue konzeptionelle Grundlage liefern. Deren Leistungsfähigkeit überprüft nun Thomas Meyer in der Sozialen Welt (3/2001) unter dem Titel "Das Konzept der Lebensstile in der Sozialstrukturforschung - eine kritische Bilanz". Angesichts seiner negativen Bilanz plädiert der Autor für eine Verknüpfung dieser beiden Konzepte: So gilt es die Beschreibung von Lebensstilen mit der "Frage nach der Transformation ungleich verteilter Ressourcen in ungleiche Lebenspraxen" (268) zu verbinden. Denn: "Strukturelle Gegebenheiten stellen die harten Bedingungen und Restriktionen der Lebensführung dar, die die Grenzen vorgeben, innerhalb derer man sein Leben gestalten kann" (ebd.).


27.12.01 / Literaturumfrage 2001
Die Zeitschrift "Blätter der Wohlfahrtspflege" veröffentlicht im Heft 11/12 die Ergebnisse ihrer diesjährigen Literaturumfrage bei Personen aus Wissenschaft, Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit. Diese sollten Tips zu folgenden Kategorien nennen: "Ein Buch für Studierende", "Ein Buch für die Praxis", "Ein Buch für die Theorie", "Ein Buch, das neue Anstösse gibt", "Ein Buch für Leser, die über den Zaun blicken wollen", "Ein Klassiker, den man wieder einmal lesen sollte", "Mein Buch des Jahrhundert".
Hier einige dieser Tips.



22.12.01 / Liegt die theoretische Heimat der Sozialpädagogik in der Pädagogik?
Der Erziehungswissenschaftler Jürgen Reyer rekonstruiert in der Zeitschrift für Pädagogik (5/2001) unter dem Titel "Der Theorieverlust der Sozialpädagogik: Verfallsgeschichte oder Diversifizierung?" die Geschichte der Sozialpädagogik. Er zeigt dabei auf, dass seit etwa 1880 Sozialpädagogik als Theoriezusammenhang zur Modernisierung der Pädagogik auftaucht, der dann in den 20er-Jahren diversifiziert wird. "Damit nahm das Theoriedefizit seinen Lauf. Abgekoppelt von Allgemeiner Pädagogik und Bildungstheorie, entwickelte sich Sozialpädagogik zu einer akademischen Irrläuferin in den pädagogischen Fakultäten, die sich mit der koketten Pose einer 'allgemeinen Sozialpädagogik' sogar dazu verstieg, sich selbst die Weihen einer wissenschaftlichen Disziplin zu geben" (S.656). Wenn wir nun heute - so Reyer - "nach dem theoretisch-disziplären Ort einer 'allgemeinen Sozialpädagogik' zu suchen haben, dann dort, wo sie zuletzt gesehen wurde: in der Allgemeinen Pädagogik ..." (S.657).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


08.12.01 / Bildung und Ehestabilität
Oft wird vermutet, dass die Zunahme der Scheidungsraten in den meisten westlichen Ländern mit der Bildungsexpansion zusammenhängt. Andreas Diekmann und Kurt Schmidheiny haben diese Hypothese nun für die Schweiz überprüft und ihre Ergebnisse in der Schweizerischen Zeitschrift für Soziologie (2/2001) veröffentlicht.
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26.11.01 / Sozialphilosophischer Anti-Egalitarismus
In jüngster Zeit hat sich in der Sozialphilosophie eine Position herausgebildet, die sich Anti-Egalitarismus nennt und die auf eine Entkoppelung des Gerechtigkeitsbegriffs von dem der Gleichheit zielt. In deren Argumentation bilden Leistung und Natur wichtige Theoreme, was mitunter in der Forderung nach einem Minimalsozialstaat mündet. Susanne Lettow rekonstruiert im aktuellen Widerspruch (Nr.41, 165-173) unter dem Titel "Gerechtigkeit, Gleichheit, Herrschaftskritik" einige ihrer Theoreme und formuliert kritische Antworten auf diese "neoliberale" philosophische Herausforderung.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


21.11.01 / Beratung vs. Psychotherapie
Die Unterscheidung von Sozialberatung, psychologischer Beratung und Psychotherapie fällt vielen nicht leicht. Ruth Brack und Petra Gregusch haben in der Zeitschrift "Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit" (3/2001) hierzu einen Klärungsbeitrag geleistet. Unter dem Titel "Beratung als zentrale Tätigkeit in der sozialen Arbeit" arbeiten die Autorinnen methodologisch klar die inhaltlichen Unterschiede zwischen der Beratung im Rahmen der Sozialen Arbeit und der Psychotherapie heraus. Zudem zeigen sie die spezifischen Rahmenbedingungen bzw. Spannungsfelder auf, welche die Sozialberatung beeinflussen. Auch die Unterschiede der Beratungssettings in der Sozialen Arbeit (sozialarbeiterisch, sozialpädagogisch oder animatorisch) sind Gegenstand ihrer Begriffsklärung.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


12.11.01 / Über Lebenschancen
Der Soziologe Ralf Dahrendorf fügt in der heutigen NZZ der oft gehörten Aussage: "Es ist uns noch nie so gut gegangen" drei Aber hinzu: Das erste zielt auf die (auch für die Soziale Arbeit relevante) Frage, woran denn gemessen wird, dass es den Menschen gut geht. Nicht am Glück, auch nicht an den Freiheiten, sondern an den Lebenschancen in Form von Optionen (bzw. von Praxisspielräumen in der Begrifflichkeit der Lebenslagentheorie) lautet seine Antwort. Das zweite Aber richtet sich gegen ein Ende der Geschichte und verwirft die Vorstellung eines unaufhaltsamen Fortschritts ohne menschliche Aktivitäten. Das dritte Aber zielt auf die globale Ungleichheit und fordert, die Lebenschancen der Erfolgreichen möglichst vielen in aller Welt verfügbar zu machen.


04.11.01 / Soziale Selektion durch Herkunft statt "Wahlbiographie"
Die Soziologen Michael Hartmann und Johannes Kopp zeigen in der neuesten Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie mittels ihrer Forschungsergebnisse auf, dass die Chance eine Führungsposition in der Wirtschaft zu erlangen, für Promovierte aus dem Grossbürgertum um 50 bis 100% grösser als für jene aus der Arbeiterklasse oder den Mittelschichten ist. Die soziale Herkunft stellt damit einen wesentlichen eigenständigen Faktor der sozialen Auslese dar. Die Öffnung des Bildungswesens hat keine Öffnung des Zugangs zur Wirtschaftselite bewirkt. Ganz im Gegenteil hat sich die soziale Selektion bei den jüngeren Promotionsjahrgängen deutlich verschärft.
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28.10.01 / Grounded Theory als qualitative Forschungsmethode
Qualitative Sozialforschung - als Sammelbegriff für Methoden mit einem deutenden und sinnverstehenden Zugang zu ihren Daten - findet in der Sozialen Arbeit zunehmend Verbreitung. Ist ihre Anwendung in der Forschung der Sozialen Arbeit noch naheliegend, so überraschen doch die verschiedenen Versuche, diese Verfahren für die Praxis, etwa im Rahmen von Problem- und Ressourcenanalysen, zu adaptieren.
Das Konzept der Grounded Theory nun ist ein qualitativer Forschungsansatz, dessen Ziel die sukzessive Entwicklung einer Theorie (mittlerer Reichweite) ist. Was darunter verstanden wird, verdeutlicht vielleicht die neue Ausgabe von Qualitative Sozialforschung, die ganz im Zeichen der Grounded Theory steht. Hier finden sich neben einer Einführung (in die Grounded Theory in der Tradition der Münsteraner Schule der qualitativen Psychologie) zwei Beiträge methodologischer Natur sowie verschiedene empirische Beispiele.


26.10.01 / Forschung zum Sozialstaat Schweiz
Das Nationale Forschungsprogramm 45 "Probleme des Sozialstaats" hat eine Website eingerichtet, welche (gegenwärtig) v.a. die einzelnen Projekte zu den vier Modulen Arbeitsmarkt / Erwerbslosigkeit, Gesundheitswesen, Sozialstaat / Soziale Sicherheit und Behinderung / Invalidität vorstellt. Von dieser Website kann auch der jährlich 2 bis 3 Mal erscheinende Newsletter als pdf-File heruntergeladen werden.
Das NFP 45 hat zum Ziel, die interdisziplinäre Forschung in bisher vernachlässigten, jedoch wichtigen Bereichen der Sozialpolitik zu intensivieren. Vor allem sollen Grundlagen für mittelfristig anstehende sozialpolitische Entscheide sowie statistische Grundlagen erarbeitet werden.



11.10.01 / Sexsucht als neues soziales Problem?
In der öffentlichen Diskussion ist schon seit einiger Zeit die sogenannte Sexsucht ein Thema. In den USA spricht man in diesem Zusammenhang etwa vom "Clinton-Syndrom". In jüngster Zeit haben sich nun auch noch andere Definitoren zu Wort gemeldet: VertreterInnen der Gilde der Psycho- bzw. Suchttherapie etwa. In der Zeitschrift "Sucht" (2/01) werden beispielsweise die klinischen Aspekte süchtigen sexuellen Verhaltens diskutiert und Kriterien zur Früherkennung einer Sucht vorgestellt.
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08.10.01 / Sozialforschung öffentlich sichtbar machen
Die Sozialwissenschaften wollen sich nach der Ablehnung der sozialwissenschaftlichen Nationalen Forschungsschwerpunkte künftig in der Öffentlichkeit stärker profilieren. Konkreter Anlass dazu bildet der Abschluss der ersten Phase des Schwerpunktprogramms "Zukunft Schweiz". Eine neue Website über Sozialwissenschaften beinhaltet Informationen über das Programm, die Module und Projekte, Kontaktadressen, Publikationen und Links im Bereich Sozialwissenschaften. Zudem kann hier auch der neue, jährlich zweimal erscheinende Newsletter heruntergeladen werden.


02.10.01 / Stehen BürgerInnenrechte der Terrorbekämpfung tatsächlich im Wege?
Das Online-Magazin Telepolis widmet sich in verschiedenen Artikeln dem Zusammenhang von BürgerInnenrechten und Terrorismus. So spürt Armin Medosch ("Irrationale Bürgerrechtler", 2.10.01) der Frage nach, ob Freiheits- und Menschenrechte der Arbeit der Exekutive tatsächlich im Wege stehen. Eine Studie der deutschen Grünen, über die ebenfalls bei Telepolis berichtet wird, belegt, dass Strafverfolger und Geheimdienste im Kampf gegen Verbrecher keine neuen Befugnisse benötigen. Die Geschichte der Terrorismusbekämpfung in Nordirland zeigt, dass Beschneidungen der BürgerInnenrechte keine verbesserte Effektivität für die Polizei bringt, wohl aber zu einem Instrument der sozialen Kontrolle werden kann. Dennoch haben im Zuge der internationalen Kampagne gegen den Terrorismus weiterhin die Rufer nach mehr Überwachung das Sagen.


23.09.01 / Soziale Gerechtigkeit im Sozialstaat
Im Berliner Journal für Soziologie (2001, H.2, 135-157) widmet sich Wofgang Merkel unter dem Titel "Soziale Gerechtigkeit und die drei Welten des Wohlfahrtskapitalismus" einem Thema an der Schnittstelle von politischer Philosphie und empirischer Sozialstaatsforschung. Er möchte dabei klären, welche regulative Leitideen sozialer Gerechtigkeit uns die politische Philosophie liefert und welche Gerechtigkeitspräferenzen sich daraus ableiten lassen. Daran anknüpfend überprüft der Autor empirisch, wie gerecht die drei vorherrschenden Sozialstaatsmodelle sind. Der Artikel endet mit der Beantwortung der Frage, welchen Logiken eine Reform des Sozialstaats folgen sollte, die Gerechtigkeitspräferenzen wie auch Imperative der Realisierbarkeit berücksichtigt.
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17.09.01 / Normalisierung des Cannabiskonsums
In der Zeitschrift "Abhängigkeiten" (2001, Nr.1, 5-32) stellen H.Fahrenkrug, R. Müller und S.Müller von der SFA die Ergebnisse ihrer "Telefonumfrage zur Cannabispolitik in der Schweiz" vor: 27% der 15- bis 74-jährigen SchweizerInnen haben in ihrem Leben mindestens einmal gekifft (1987: 13%, 1981: 11%). Bei den 15- bis 19-Jährigen beträgt dieser Anteil 44%, bei den 20- bis 24-Jährigen gar 59%. Männer verfügen häufiger als Frauen über Konsumerfahrung, Deutsch- und WestschweizerInnen häufiger als TessinerInnen. Unterschiede zeigten sich auch hinsichtlich dem Bildungsniveau. Je höher der Bildungsstand ist, umso eher haben die Befragten schon Cannabis konsumiert.
Bezüglich der Cannabispolitik zeigten sich die Befragten gespalten: Eine leichte Mehrheit sprach sich für eine Liberalisierung des Cannabiskonsums aus. 42% unterstützten das gegenwärtige Cannabisverbot.
Abschliessend betonen die Autoren die wachsende Normalisierung des Cannabiskonsums in grossen Bevölkerungsgruppen, die mit der Forderung nach einer Liberalisierung repressiver Cannabisverbote verbunden ist.
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


06.09.01 / US-Studie entlastet erwerbstätige Mütter
Mütterliche Erwerbstätigkeit soll die Ursache für verschiedene soziale Probleme sein, so lautet eine weit verbreitete Meinung. Deren Stichhaltigkeit haben amerikanische Sozialwissenschaftler nun empirisch überprüft und ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "Social Problems" (No.02/2001) präsentiert. Vander Ven u.a. stellen in ihrer Studie die Frage, ob Kinder von erwerbstätigen Müttern eher delinquent werden als andere Kinder. In Übereinstimmung mit anderen Untersuchungen kommen sie aufgrund ihrer Analysen zum Schluss: "the answer is a qualified 'No'".
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31.08.01 / Ausländerfreundlichere Schweiz?
Das GfS-Forschungsinstitut hat 2000 und 2001 die Einstellungen der SchweizerInnen gegenüber AusländerInnen eingefangen. Im Jahresvergleich zeigt sich nun, dass "Überfremdungsängste" und "Diskriminierungsbereitschaft" abgenommen haben. Leuenberger und Longchamp erklären dies mit der gegenwärtig guten ökonomischen Situation und der Entflechtung des Themas von der bevorstehenden Abstimmung in diesem Jahr.
Diese Verbesserung der Stimmung gilt jedoch für die ausländischen Erwerbstätigen. Die Grundhaltung gegenüber Asylsuchenden hat sich in diesem Zeitraum dagegen verschlechtert.
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20.08.01 / Beiträge zur Jugendhilfe
Die neue Ausgabe der "Mitteilungen" (Nr.148) des Landesverbandes Westfalen-Lippe enthält einige interessante Beiträge. So gibt etwa Nicole Kraheck einen Einblick in eine Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts über Bewältigungsstrategien und Lebensentwürfe junger Erwachsener ausserhalb "normaler" Ausbildungs- und Arbeitssituationen. Ein anderer Artikel gibt komprimiert nochmals die Ergebnisse der 13.Shell-Jugendstudie wieder und formuliert daran anknüpfend die Konsequenzen für die Jugendhilfe. Ein weiterer Beitrag befasst sich mit der Qualitätsentwicklung in der Jugendarbeit.
Diese Ausgabe der "Mitteilungen" (wie auch ältere) lässt sich kostenlos herunterladen.

08.08.01 / Ausländerfeindlichkeit bei BerufsschülerInnen
Der Nürnberger Soziologe Johann Bacher präsentiert in der aktuellen Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (2/01, 334-349) die Ergebnisse einer Befragung bei BerufsschülerInnen zur Ausländerfeindlichkeit. Im Zentrum steht dabei die Frage, wo diese Jugendlichen ausländerfeindliche Einstellungen erlernen. Zur Erklärung wird damit der - im deutschsprachigen Raum kaum verwendete - Ansatz der differentiellen Assoziation von Sutherland, einer Lerntheorie also, herangezogen.
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08.07.01 / Suchtprävention in Sportvereinen
In der Zeitschrift "Sucht" (1/01) wird eine deutschen Untersuchung vorgestellt, welche Jugendliche, die einem Sportverein angehörten und jugendliche Nicht-Vereinsmitglieder hinsichtlich ihrer Suchtgefährdung miteinander verglich. Erstaunlicherweise zeigten sich hinsichtlich dem Alkoholkonsum keine signifikanten Unterschiede. Allerdings zeigen Sportsvereinsmitglieder im Unterschied zu den anderen Jugendlichen eher zu einer aktiven Form der Problembewältigung. Die Leitungspersonen hatten gemäss dieser Studie grössere Schwierigkeiten, Entwicklungsprobleme und Belastungen der Jugendlichen zu erkennen.
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02.07.01 / Staatsbürgerliche Identität in der multikulturellen Schweiz
Die neue Ausgabe des Informationsblattes des Schweizerischen Forums für Migrationsstudien (SFM) befasst sich mit Fragen des Ausschlusses von EinwohnerInnen und der Ausweitung der BürgerInnenrechte auf NichtbürgerInnen (Nr.6, 2001). Dabei stellt sie die Projekte des Nationalen Forschungsprogrammes 39 "Migration und interkulturelle Beziehungen" vor, kommentiert sie und liefert Literaturhinweise und Kontaktadressen.
Das Informationsblatt ist kostenlos zu beziehen beim SFM (Tel. 032 718 39 20).

27.06.01 / Soziale Arbeit als Inklusions- oder als Integrationsarbeit? (Fortsetzung)
Im neuen Sozialmagazin (6/01) reagiert nun Heiko Kleve auf die "heftige Polemik von Roland Merten" gegen seinen Versuch, die Begriffe Integration und Inklusion zu bestimmen (vgl. Newsletter 13.04.01). In dieser kurzen Entgegnung verteidigt er einerseits sein Vorgehen, konträre theoretische Positionen zu verbinden: Er hofft dadurch, zu "sehen, was man sieht, wenn man dies tut" (S.7). Andererseits betont er nochmals seine inhaltliche Position: Gegen die Verabschiedung des Integrationsbegriffs (Luhmann) und gegen dessen Umdeutung "zu einem leeren, inhaltslosen Überbegriff" (Merten) plädiert er für eine Doppelung der Begrifflichkeit: Inklusion hätte sich auf die Einbindung in gesellschaftliche Teilsysteme und Integration auf die Einbindung in die Lebenswelt (wozu anscheinend Werte, Normen, Beziehungen zählen) zu beziehen. Und dieses Auseinanderlaufen könnte dann ein Thema für die Soziale Arbeit sein: "Soziale Probleme sind in dieser Hinsicht Schwierigkeiten, die dazu führen, dass die beiden Bereiche der Inklusion/Exklusion und Integration/Desintegration (...) individuell nicht ausbalanciert werden können" (S.7).
Die Zeitschrift befindet sich in der Bibliothek der FHS in Rorschach.


03.06.01 / Bourdieu's Abschiedsvorlesung

Der französische Soziologe Pierre Bourdieu hat sich mit einer bemerkenswerten Vorlesung von seinem Lehrstuhl am Collège de France in Paris verabschiedet. Das Thema war die Reflexivität in den Sozialwissenschaften, der Gegenstand der Illustration von Selbst-Reflexivität war er selbst. Das Ergebnis dieser Auto-Sozio-Analyse war nach Le Monde "une suprenante reconstitution de carrière cherchant à éviter les rets de la confession comme de l'apologie".
Bourdieu wird nun nach seiner Emeritierung weiter als Honorarprofessor wirken. Der Lehrstuhl für Soziologie wird nach ihm nicht mehr besetzt.
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26.05.01 /Facetten der Unsicherheit
Ein Blick in die Begriffsgeschichte zeigt, dass Sicherheit zu einem zentralen Thema der Moderne geworden ist. In der Fachdiskussion werden jedoch die verschiedene Aspekte wie Prekarität, Ungewissheit, Risiko/Gefahr oder Bedrohung oft ungenügend voneinander unterschieden. Nun hat der Soziologe Gregor Husi (Dozent an Hochschule für Soziale Arbeit in Luzern und an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich) in der NZZ ( Nr. 120, 26./27. Mai 2001) eine Ordnung der Unsicherheiten herausgearbeitet: Unter dem Titel "Sicher ist, dass nichts mehr sicher ist" hat er fünf Bedeutungen unterschieden: Besitzunsicherheit, Interpretationsunsicherheit, Entscheidungsunsicherheit, Erwartungsunsicherheit, Selbstunsicherheit.
Gegenüber Unsicherheiten verlangen Menschen nach Schutz. Der Autor empfiehlt allerdings bei der Verwirklichung von Sicherheit eine Balance von Freiheit, Gleichheit und Sicherheit.
Zu den Werten Freiheit, Gleichheit und Sicherheit finden Sie hier mehr.

24.05.01 / Armut (trotz Erwerbsarbeit) in der Schweiz
In der neuesten Nummer der Zeitschrift "info: social" des Bundesamts für Statistik werden die Ergebnisse der nationalen Studie zu Ausmass, Ursachen und Problemlagen von working poor vorgestellt.
Des weitern findet sich in diesem Heft eine Kurzfassung der Armutsstudie für den Kanton Zürich.
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15.05.01 / Kinderrechte
Bereits 1924 ist vom Völkerbund eine Erklärung der Kinderrechte formuliert worden, 1959 dann von den Vereinten Nationen. 1989 kam es dann zur UN-Kinderkonvention, die international verbindliche Mindeststandards für Versorgung, Schutz und Beteiligung von Kindern festlegte. Diese Konvention wurde auch von der Schweiz unterzeichnet.
Die letzte Ausgabe der "Blätter der Wohlfahrtspflege" (Nr. 3 + 4) widmet sich ausführlich diesem Thema. Verschiedene Autoren richten ihren Blick auf die Einrichtungen für Kinder, die Kinderarmut, die kindgerechte Beteiligung als Voraussetzung für eine demokratische Sozialisation, die Bildung als Kinderrecht und die Bedeutung der Medienpädagogik für Kinder.
Die Zeitschrift findet sich in der Bibliothek der FHS.


05.05.01 / Autoritäre Persönlichkeit oder autoritäre Reaktion auf Verunsicherung?
Der Berliner Psychologe Detlef Oesterreich geht im Unterschied zur klassischen Autoritarismusforschung davon aus, dass "autoritäres" Verhalten nicht an bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gebunden ist. Es entsteht vielmehr in verunsichernden, politischen Krisenzeiten als "autoritäre Reaktion" in Form einer Orientierung an Sicherheit suggerierenden Instanzen.
Mehr dazu

27.04.01 / Neue Studie über den ergänzenden Arbeitsmarkt erschienen
Die Untersuchung von Andrea Grawehr und Carlo Knöpfel ("Ergänzender Arbeitsmarkt. Ein erfolgreiches Konzept zur sozialen und beruflichen Integration? Caritas Verlag) stellt verschiedene Massnahmen zur Integration für Erwerbslose vor, die als Folge des Anstiegs der Erwerbslosigkeit in den 90er Jahren auf dem ergänzenden Arbeitsmarkt geschaffen wurden. Zudem fragt die Studie nach der Wirkung dieser Projekte und formuliert sozialpolitische Empfehlungen.
Die Studie ist über die Caritas zu beziehen.

22.04.01 / Ordnungspolitische Aufgaben für die Soziale Arbeit?
Die NZZ (Nr. 92, 21./22.4.01) stellt im Rahmen ihrer Reihe "Drogen in Zürich" die Aufgaben und Tätigkeiten der Einsatztruppe SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) vor: Im Unterschied zur Polizei, welche mehr fürs "Grobe" zuständig sei, liegen die Aufgaben des SIP-Teams im Vermitteln, Informieren und Schlichten. Sie schauen für Ordnung bei den Menschen auf der Gasse, halten sie an, den Standort zu wechseln oder eine Anlaufstelle zu besuchen, damit sie nicht auf der Strasse herumhängen. Auch für die Bevölkerung sind sie Anlaufstelle: für Anliegen bzw. Beschwerden im Zusammenhang mit Drogen- und Alkoholszenen.
Obwohl im neunköpfigen SIP-Team neben Soziologen, Psychologen, Psychiatrie- und Krankenpflegern auch Sozialarbeiter vertreten sind, stellt sich die Frage, inwieweit diese im Rahmen ihrer Arbeit - neben den ordnungspolitischen Aufgaben - einen sozialarbeiterischen Auftrag erfüllen (können).


19.04.01 / Gegen die Politik der Entpolitisierung: Die Bourdieu-Debatte
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu hatte letzte Woche in der WoZ und in anderen europäischen Zeitungen seinen Aufruf für die Bildung einer europäischen Sozialbewegung gegen die Entfesselung der Ökonomie wiederholt. Darin sprach er sich dafür aus, dem politischen Denken und Handeln ihren gebührenden Platz einzuräumen und formulierte die Ziele einer Sammlung der verschiedenen Kräfte. In der WoZ vom 19.04.01 nehmen nun Vertreter von Gewerkschaften und sozialen Bewegungen dazu kritisch Stellung.
Auch die anderen europäischen Blätter veröffentlichen die Stellungnahmen zu Bourdieu's Aufruf. Sie sind nachzulesen unter www.raisons.org (unter dem Stichwort: Gegenfeuer 2001).

16.04.01 / "Neue Männlichkeit" zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Die Wochenendausgabe der NZZ (Nr.87, 14./15.04.01) widmet sich ausführlich dem Thema "Mann". Enrico Vieli ("Wie neu sind die 'neuen Männer'?") und Walter Hollstein ("Männlichkeit in der Revision") zeigen auf, dass viele der traditionellen Männerrolle entrinnen wollen. Veränderte Männlichkeit lässt sich denn auch ansatzweise in Form von "etwas mehr Familie", Reflexion, Selbstkritik, Mitverantwortung in der Familie usw. schon erkennen. Der Wunsch nach einem egalitären Partnerschaftsverständnis bleibt allerdings - teilweise auch aus strukturellen Gründen - vielfach als solcher bestehen und erweist sich dadurch als Lippenbekenntnis im Zeichen der "political correctness" (Vieli).
Lu Decurtins ("Gekränkt, ausgenommen und ausgeschlossen") zeigt vor dem Hintergrund einer NF-Studie über geschiedene und verheiratete Väter
die Bedeutung einer positiven Verarbeitung der Scheidung für die körperliche und psychische Gesundheit der Geschiedenen auf. Hierzu könne eine geschickte Mediation beitragen, welche den Mann in den Scheidungsprozess einbezieht und ihm dadurch die Scheidungsvereinbarung verständlich und transparent macht.

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13.04.01 / Soziale Arbeit als Inklusions- oder als Integrationsarbeit?
Heiko Kleve hat Ende des letzten Jahres im Sozialmagazin für eine klare Trennung der Begriffe "Inklusion" und "Integration" plädiert. Dabei hat er auch "sozialwissenschaftlich sehr reflektierte Arbeiten" wie diejenige von Roland Merten im Blick, der die Bedeutungen der beiden Begriffe unzureichend voneinander differenziere. Nun findet sich in der aktuellen Ausgabe des Sozialmagazins eine Replik von Merten, welche - vor Hohn triefend - im Vorwurf mangelnder theoretischer Sorgfalt mündet.
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03.04.01 / 31 Forschungsgesuche zu "Probleme des Sozialstaats" eingereicht
Von den 31 Forschungsskizzen des Nationalen Forschungsprogrammes 45 "Probleme des Sozialstaats" können aus finanziellen Gründen höchstens 7 umgesetzt werden. Die Forschungsarbeiten beginnen im Januar 2002.
In der (Zusatz-)Ausschreibung waren u.a. Projekte über die Zunahme von IV-RentnerInnen, die Selektivität innerhalb der Invalidenversicherung, die Berichterstattung zur Lage der Behinderten und die Stigmatisierung von Behinderten gesucht worden.
Weiteres beim Schweiz. Nationalfonds

01.04.01 / Inklusion, Integration und Ungleichheit
Das letzte Heft des Berliner Journals für Soziologie widmet sich u.a. den Themenfeldern von Integration und Inklusion. Uwe Schimank thematisiert gesellschaftliche Integrationsprobleme aus dem Blickwinkel internationaler soziologischer Zeitdiagnosen. Ein Artikel von Thomas Schwinn geht dem Verhältnis von Inklusion und sozialer Ungleichheit nach.
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